Kannibalen unter sich
Governance is a form of art», heißt es irgendwann in «No President», der jüngsten Produktion des New Yorker Nature Theater of Oklahoma, die auf der diesjährigen Ruhrtriennale uraufgeführt und vom Düsseldorfer Schauspielhaus koproduziert wurde. Dass Regieren eine Kunst ist, weiß auch Mikey, der Wachmann und ehemalige Schauspieler, der mit seinen Kollegen einer Sicherheitsfirma das geheimnisvolle Überbleibsel einer vergangenen Kultur, einen roten Theatervorhang, bewachen muss. Da geht es dem Wachpersonal in der Geschichte nicht anders als vielen Zuschauern in der Gladbecker Halle.
Sie kehren an ihren ehemaligen Arbeitsplatz zurück, der inzwischen zu einem Museum geworden ist, und bestaunen die Kunst, mit der sie zumindest als Werktätige nichts mehr zu tun haben. In die ehemalige Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck hat Ansgar Prüwer ein klassisches Guckkastentheater hineingebaut, dessen roter Vorhang während des zweieinhalbstündigen pausenlosen Abends geschlossen bleibt. Gespielt wird durchweg auf der Vorderbühne, die links und rechts vor dem zerschlissenen Proszeniumsbogen von zwei Kulissen mit ihren Gassen für Auftritte und Abgänge flankiert wird.
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Theater heute November 2018
Rubrik: Aufführungen, Seite 10
von Gerald Siegmund
Figuren:
Dr. Viktoria
Dr. Jacques
Dr. Martin
Johanna
Dr. Matthias
Dr. László
Dr. Eddie
Im Park und auf der Veranda vor dem einstigen Kanzlerbungalow in Bonn.
PROSZENIUM
Dr. Matthias Gefährten. Freunde. Wir haben die Ruinen Bonns erreicht. Das Kleinod an den Rheinauen. Wir sind am Ziel. Die Expedition ist als eines vom Main an die Mosel gezogen. Als eines haben...
Seine Stimme klang wie von einer Arktis-Expedition, sein kehliges Gelächter wie ein Möwenschwarm. Sein ostinater Redefluss, den auch die Nachtank-Schlucke aus dem Weißweinglas, seine flüchtigen Züge an der Lulle nicht unterbrechen konnten, schien die ihm in die Wiege gelegte Daseins-Form zu sein. Nur wenige Zechgenossen hatten eine etwaige Ahnung davon, dass ein...
Niemand fragte uns, was wir an Arbeit leisten können», erzählt die gut vierzigjährige Polin im Dokumentarfilm «The Lost Requiem». «Sie haben uns einfach aufgenommen, wie wir waren: krank, heimatlos und elend. Ich werde die persische Gastfreundschaft nie vergessen.» Mindestens 120.000 deportierte Polen konnten in den Kriegsjahren 1941/42 aus Sibirien in überfüllten...