International: Wie man wird, was man ist
Gutes Theater ist wunderbar», schreiben die «CyberRäuber» Björn Lengers und Marcel Karnapke auf ihrer Homepage. «Aber die Zeiten des Theaters als bürgerliches Leitmedium sind vorbei.» Dass die «Mission» der CyberRäuber ausgerechnet im Deutschen Theater Berlin uneingeschränkt Zustimmung findet, darf man bezweifeln. Doch für die diesjährige, Corona-bedingt im Digitalen editierte Ausgabe des Festivals Radar Ost wurden die VR-Spezialisten beauftragt, die in Stein gemeißelte Theaterarchitektur an der Schuhmannstraße in eine virtuelle Benutzeroberfläche zu verwandeln.
Ein Wochenende lang durfte sich das Publikum online durch eine aufwändig ins Gothic- und Vingehafte verzerrte Bilderbuch-Variante des Theaters klicken – durch Foyers, Bühnenräume oder Garderoben bis in die Kellerräume –, immer auf der Suche nach einem Ausschnitt der insgesamt 50 Stunden digital aufbereitetes Theater aus der Ukraine, Polen, Georgien, Tschechien und Russland.
Ganz aus der zeitlichen und räumlichen Disziplinierung, die den realen Theaterbesuch charakterisiert, wollte man das Publikum dann allerdings doch nicht entlassen: Zur Prime-Time wartete man pünktlich um 20 Uhr mit großformatig konservierten ...
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Theater heute Oktober 2020
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Anja Quickert
Lacht nicht über mich, ich bin ein alberner und altersschwacher Mann» – und keiner lacht. Lears Weg von Amtsmüdigkeit zu Altersstarrsinn zu Kontrollverlust, Gedächtnisschwund und Identitätsaufweichung ist dem Publikum ein bekannter Weg. Johan Simons schickt in seiner Bochumer Inszenierung den König Lear vorweg schon auf die Bühne mit der Bitte um Nachsicht.
Aber...
Als das Corona-Virus im Frühjahr den Großteil des sozialen und kulturellen Lebens lahmlegte, wurden nicht nur die Theater und Konzertsäle geschlossen, auch die großen Festivals wurden reihenweise abgesagt. Theatertreffen, Wiener Festwochen, Mülheim, Avignon, Cannes, Bregenz, Bayreuth, Ruhrtriennale – alles gecancelt. Alles? Nein, ausgerechnet die Salzburger...
Der beste Moment in Pauls Leben, jedenfalls wenn es nach seiner Erzählerin Sibylle Berg geht, war der, als er sich mit 15 in einen Mitschüler verliebt hat. Eine Nacht im Zelt am See – das muss genügen. Was davor und danach kam, ist das Durchschnitts-Unglück des mittleren Angestellten ohne besondere Eigenschaften: «Dieses Wissen, nichts zu können / die Ahnung,...