Im Rhythmus der Zeit

Das Theater in Chemnitz war einmal von großer Bedeutung. Da hieß sein Standort noch Karl-Marx-Stadt und war eine Brutstätte für Talente. Der neue Schauspielchef Enrico Lübbe versucht, 20 Jahre nach der Wende, das Haus wieder vor Ort zu verankern.

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Unter den drei Großstädten Sachsens gilt Chemnitz mit wenig mehr als 250.000 Einwohnern noch immer als Aschen­puttel. Wahrscheinlich leidet die Stadt noch immer unter dem Nachhall jener leidigen Umbenennung im Jahre 1953, die ihr nicht nur den «Ehrennamen» Karl Marx, sondern auch den Spott der Mitwelt einbrachte, die sich höchstens auf ein schnoddriges «Kalle Malle» verstand.

Doch blieb auch ein gehörig Maß an Respekt, was die Vergangenheit betraf: Nahm in Leipzig die Aufregung um das Karl-Marx-Relief vor dem Universitätsgebäude gelegentlich groteske Züge an, hatten die Chemnitzer längst den «Nischel», die mit 7,1o m höchste Porträtbüste als lukrative Tou­risten-Attraktion schätzen gelernt. Schließlich wussten nur wenige Eingeweihte, dass mit der Kreation des Moskauer Bildhauers Lew Kerbel seinerzeit durchaus adäquate Entwürfe aus den Reihen des  DDR-Künstlerverbandes hätten konkurrieren können.

 

DDR-Theatergeschichte

Dafür wurde in jenen Jahren, als die Industriestadt grau vor sich hin bröckelte, das Chem­nitzer Schauspiel zu einem Mekka theaterbesessener DDR-Menschen.  Junge Schauspieler übten hier erste Schritte, um wenige Jahre später überregional Maßstäbe zu setzen: Jörg ...

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