Im Garten der Unlüste

García Lorca «Bernarda Albas Haus»

Theater heute - Logo

An den ungeputzten Fensterscheiben von Bernarda Albas Haus drücken sich die Kerle aus dem Dorf die Nasen platt. Sie gaffen und lugen, geifern und lungern: Die fünf Mädels im Inneren aber bleiben unerreichbare Objekte ihrer eindeutigen Begierden. Irgendwie sind diese Männer immer präsent: in schwarzen Anzügen als Trauergemeinde, mit blankem Oberkörper als andalusische Dreamboys, mit stummem Ausdruck als verpasste Chancen, mit Blei im Schritt als hechelnde Schweinehunde, die der Fremden im Paillettenkleid in den Olivenhain folgen.

Für die Töchter der alten Bernarda aber sind es nur Erscheinungen, Wünsche aus Fleisch und Blut, zum Greifen nah und doch verboten auf lange Jahre hinaus.

Dabei hätten die fünf Jungfrauen in Konstanze Lauterbachs Lorca-Inszenierung am Staatstheater Wiesbaden durchaus die Chance, ihr häusliches Gefängnis immer wieder mal und ziemlich unbemerkt zu verlassen. Denn offener war «Bernarda Albas Haus» wahrscheinlich nie. Andreas Jander hat einen lichten Innenhof gebaut, rechts ein kleiner Schilfteich, der zum Verstecken und Mütchen-Kühlen dient, in der Mitte ein astloser Stamm, der zum Auf-die-Palme-Gehen und Bäume-Ausreißen einlädt, eine Art Sonnensegel versperrt ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juni 2006
Rubrik: Chronik, Seite 39
von Bernd Noack

Vergriffen
Weitere Beiträge
Das Ende einer Ära?

Eigentlich sind Eugene O’Neill und die Wooster Group ein «match made in heaven», wie man im Amerikanischen sagt: Sie sind wie geschaffen für einander. O’Neill, Amerikas nobelpreisprämierte Antwort auf Ibsen und Strindberg, führte in den zwanziger Jahren die seriöse Theaterkunst auf den Broadway-Bühnen ein – und verlieh ihr mehr Glamour, als die dort sonst übliche...

Samba

 

Personen:

Torwart

Stürmer

Mannschaft (Chor)

Trommeln, Trompeten, Feuerwehrskörper

 

Auf der Bühne ein Tor in den originalen FIFA-Maßen. Elfmeter. Der STÜRMER wird schießen. Der TORWART lauert. Beide vorne an der Rampe im strömenden Regen. Spieler in Trikots als Chor im Hintergrund. Der Chor der Spieler ist mit Trommeln und Trompeten ausgerüstet. In keinem Fall...

Niemand will wissen, wo Süden ist

Franz Wille «Heuschrecken», Ihr neuestes Stück, kann man als Fortsetzung der «Belgrader Trilogie» und «Familiengeschichten. Belgrad», den Serbien-Stücken von Mitte und Ende der neunziger Jahre, lesen. Seitdem ist viel geschehen. Milosevic ist tot, die EU wächst und wächst, Serbien ist ein – na, fast – demokratischer Staat. Alles hat sich bestens entwickelt? 

Biljan...