Horváths Flügelschlag

Johan Simons inszeniert «Kasimir und Karoline» in Köln, Karin Henkel «Glaube Liebe Hoffnung» in Hamburg

Theater heute - Logo

Wenn du eine Botschaft hast, dann schreib uns einen Werbeslogan – oder schick uns eine Rockband auf die Bühne. Johan Simons tut beides. Gleich zwei der topmodischen Theatermarotten der Saison präsentiert der manchmal ziemlich unsubtile Großregisseur, demnächst Chef der Münchner Kammerspiele, im Oktoberfeststück «Kasimir und Karoline» in Köln. Der vielgerühmte Volksbühnen-Bühnenbildner Bert Neumann hat ihm dazu ein verschachteltes Baugerüst auf die Bühne gestellt, in dessen erster Etage goldflitterige Großbuch­staben fordern: «Enjoy».

Und fünf von farbigen Neonröhren angestrahlte Musiker unter Leitung von Loy Wesselburg tun den Lounge-Möblierungs-Sound und den Rock’n’Roll.

Das gar nicht mal so kleine Wunder an Simons’ «Kasimir und Karoline» jedoch ist: Das plakative Gedöns gibt einen ganz famosen Sinn. Die Kölner Inszenierung ist ein sozusagen bühnenindustriell gefertigtes Serienprodukt. Simons hat sein Regiekonzept erstmal mit den Darstellern seiner Genter Kompanie (in Neumanns Bühnenbild) für die Festspiele in Avignon und diverse andere Spielorte ausprobiert. Dann hat er in nur drei Wochen Probezeit die Chose mit Kölner Darstellern wiederaufbereitet. Und daraus einen packenden, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2010
Rubrik: Aufführungen, Seite 36
von Wolfgang Höbel

Vergriffen
Weitere Beiträge
Unheimliche Nähe

Im Foyer, das einem Wartesaal gleicht, herrscht das große Flüstern. Das Licht ist gedämpft, nur wenige Zuschauer sind vor Ort. Der Abend verspricht kein kollektives Erlebnis, denn jede Eintrittskarte hat eine eigene Anfangszeit. 
 

Bernhard Mikeskas szenische Installation «Remake::Rosemarie» schickt das Publikum einzeln durch ein enges Raumlabyrinth mit niedrigen...

Was Neues, was Neues!

Zum ersten Mal erscheint Katharina Matz im dritten Heft des frisch gegründeten Magazins «Theater heute», im November 1960. Zugegeben: eher bescheiden. «Katharina Matz und Günther Jerschke», steht da knapp am Ende eines Verrisses aus den Hamburger Kammerspielen, «waren angemessen in Episoden beschäftigt.» Das Stück hieß «Lucy Crown», war eine misslungene...

Unterm Dottersack

Ausgerechnet die Vernunft bringt Lajos und Jokaste dazu, ihrem kleinen Sohn Ödipus die Füße verstümmeln und ihn den Geiern zum Fraß vorwerfen. Die Greueltat soll verhindern, dass sich der schreckliche Orakelspruch vollzieht, demzufolge der kleine Frechdachs eines Tages Lajos ermorden und Jokaste schwängern wird. Aus Vernunft verlässt auch Ödipus, der die frühe...