Hochtiefbau im Revier
Am Gipfel blendet ein Licht, nicht unbedingt das Licht der Aufklärung, vielleicht sogar ein Irrlicht und flackernder Augentrug. Die seit diesem Jahr von Jürgen Flimm geleitete RuhrTriennale beleuchtet das Doppelgesicht der Romantik: Ratio und Irrationalität, industrieller Fortschritt und Sehnsucht nach dem Vergangenen, Settembrinis Zukunftseuphorie und Naphtas Obskurantismus.
Auch einige Produktionen folgten diesen Antagonismen: «Nächte unter Tage» und «Steine und Herzen» schwanken zwischen Höhe und Tiefe, Dunkel und Helligkeit und sind – wie Gerard Mortiers «Kreationen» im ersten Zyklus des NRW-Landesfestivals – keinem Genre eindeutig zuzuordnen. Für Andrea Breths «Szenische Installation» wird das Publikum die 140 Meter lange Bandbrücke vom Wiegeturm hoch zu dem von Scheinwerfern grell illuminierten Kopf der Mischanlage der Essener Kokerei Zollverein im Lorewagen befördert, bevor es zu Fuß an den Abstieg geht. Sven-Eric Bechtolf wiederum stellt seinem «Singspiel» in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord ein Wort von Novalis voran: «Wir sind im Begriff zu erwachen, wenn wir träumen, dass wir träumen.» Das Motto für «Steine und Herzen» wäre auch für Breths Abend auf dem ...
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The Doors
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