Hinter den Fassaden
Ein sehr spezielles Welcome: Beim Eintritt in den Empfangsraum des Hauses am Waldsee, einem so renommierten wie abgelegenen Ausstellungshaus mit Park und Seezugang im waldigen Berlin-Zehlendorf, sitzt abgewandt von den Besucher:innen eine lebensgroße Teenager-Puppe auf einem Podest, das weißblonde Haar zurückgeworfen, den Blick auf einen zerknitterten Zettel in der Hand gerichtet, der nur zu sehen ist, wenn man die erratische Figur umrundet. Ein Brief an Rose, die von ihrer Freundin Klara vermisst wird.
Von dort ergibt sich die Sichtachse auf eine zweite weißblonde Teenagerin im Fila-Hoodie, die mit aufgerissenen Augen auf dem Boden liegt, bewusstlos, tot? Im Raum hinter ihr haben sich mehrere Jugendliche auf, um und unter einem Bett versammelt, um sie herum Tabletten, leere Getränkedosen, zerknüllte Klamotten. Eine aus dem Ruder gelaufene Party, Katerstimmung? Eine Gewalttat an dem Mädchen, das am Boden liegt? Wir werden es nicht erfahren.
Die Blicke der Untoten, nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Kosmos der über 60 lebens -großen Puppen, die die Multikünstlerin Gisèle Vienne in den letzten 20 Jahren in ihren Inszenierungen, Choreografien und Ausstellungen eingesetzt hat, ...
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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Barbara Burckhardt
Theater heute Über der Berliner Kultur- und Theaterszene hängt seit Mitte des Jahres die dunkle Wolke massiver Etatkürzungen, wobei sich die regierende CDU/SPD-Koalition und vor allem Kultursenator Joe Chialo eher in diffusen Andeutungen ergehen. Nur noch einmal zum Stand der Information Mitte November: Was an konkreten Kürzungen ist den Berliner Theatern, darunter...
Sie stakst als Schillers Elisabeth auf blauen Stilettos so sicher über die Bühne, als wären es Arbeitsstiefel – mit böse blitzenden Augen, immer bereit zur giftigen Attacke. Legt in «Ökozid» als Anwältin der Klägerstaaten eine solche Wutperformance hin, dass man ein bisschen Angst kriegt vor so viel freiradikal sich entfaltender Energie. Sie zeigt als Istanbuler...
Im Mittelpunkt der Inszenierung von Kata Wéber (Text) und Kornél Mundruczó (Regie) steht ein schlauchförmiges Ungetüm, das auf den ersten Blick wie eine Camera obscura aussieht, sich beim näheren Hinsehen aber als Raumschiffattrappe entpuppt. Darüber hängt ein riesiger Screen, der das Geschehen im Inneren des Raumschiffs in Kinogröße zeigt. Wir befinden uns in...