High Noon

Dresden

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Es geschieht nicht allzu oft im Leben eines halbwegs gebildeten Mittelstandsdeutschen, dass sich seine atavistischen Jagdinstinkte unkontrolliert Bahn brechen. Das Ende des vierten Schuljahrs der Kinder ist so ein Datum. Wenn die Entscheidung für oder gegen die höhere Schullaufbahn ansteht und der Notendurchschnitt nicht stimmt, werfen sich Väter und Mütter schützend noch vor die missratenste Brut. Wehe der Lehrerin, die aus noch so hehren Einsichten nicht den Übertritt ins Gymnasium garantiert: Sie muss weg, sogar Frau Müller.


 

Fünf absetzungsentschlossene Elternvertreter lässt Lutz Hübner in seiner Komödie aufmarschieren, und keiner wird dieses fürsorgliche Rollkommando aufhalten können. Erst schießen sie mit ihren verbalen An- und Übergriffen die gestandenste Lehrerin sturmreif, dann fallen sie übereinander her. Und wie so oft im real existierenden Darwinismus scheitern sie am Ende nur an sich selbst.
 

Wer jemals selbst auf Kinderstühlchen einen Elternabend durchlitten hat, weiß: Diese Täterprofile stimmen. Sie sind zwar nicht besonders komplex, aber das ist das Leben in entscheidenden Situationen auch nicht. Wenn Jacqueline Macaulay ihre «Jessica Höfel» von der Leine lässt, ...

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Theater heute April 2010
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Franz Wille

Vergriffen
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