Herzkasperl und Sparifankerl
Frontal, das war er, immer die Stirn bietend, was ja Offerte wie Offensive sein kann: wenn man sich widersetzt wie ein Stier oder wenn man seine Gedanken so ungeschützt zeigt, dass der andere dir eine vor den Kopf hauen kann. Jörg Hube hielt sich nie hinterm Berg, sein Zorn war tobend, sein Lachen knallend; immer war er mittendrin und immer auf dem Sprung, besonders aufgekratzt und ganz besonders zart – ein nervöser Zuhörer und gieriger Mitspieler. Der hätte natürlich den Löwen auch noch gemacht, den Löwenjäger sowieso. Und den vom Löwen verschlungenen Christen zugleich.
Jörg Hube, dieser Himmelsstürmer und Erdbodenstampfer, der in einem Atemzug schallend lachen und erbarmenswert schluchzen konnte, der durchaus ängstlich war, aber wütend dazwischenpfiff, wenn er Unrecht sah.
Er war nie aufs Maul gefallen, weil hinter diesem Maul ein ungemein bewegliches Hirn stand, blitzschnell im Denken und Kombinieren, rasend im Sprechrhythmus – aber halt auch, wenn’s die Situation verlangte, ganz grüblerisch sinnierend und in sich gekehrt: Er hatte alles drauf und stand hinter allem. Mit solchen Voraussetzungen blieb ihm beinah nichts andres, als zum Kabarett zu gehen, und so war er 1971/72 der ...
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