Herzkasperl und Sparifankerl

Der leibhaftige Jörg Hube - zum Tod des bayrischen Volksschauspielers

Theater heute - Logo

Frontal, das war er, immer die Stirn bietend, was ja Offerte wie Offensive sein kann: wenn man sich widersetzt wie ein Stier oder wenn man seine Gedanken so ungeschützt zeigt, dass der andere dir eine vor den Kopf hauen kann. Jörg Hube hielt sich nie hinterm Berg, sein Zorn war tobend, sein Lachen knallend; immer war er mittendrin und immer auf dem Sprung, besonders aufgekratzt und ganz besonders zart – ein nervöser Zuhörer und gieriger Mitspieler. Der hätte natürlich den Löwen auch noch gemacht, den Löwenjäger sowieso. Und den vom Löwen verschlungenen Christen zugleich.

Jörg Hube, dieser Himmelsstürmer und Erdbodenstampfer, der in einem Atemzug schallend lachen und erbarmenswert schluchzen konnte, der durchaus ängstlich war, aber wütend dazwischenpfiff, wenn er Unrecht sah.

Er war nie aufs Maul gefallen, weil hinter diesem Maul ein ungemein bewegliches Hirn stand, blitzschnell im Denken und Kombinieren, rasend im Sprechrhythmus – aber halt auch, wenn’s die Situa­tion verlangte, ganz grüblerisch sinnierend und in sich gekehrt: Er hatte alles drauf und stand hinter allem. Mit solchen Voraussetzungen blieb ihm beinah nichts andres, als zum Kabarett zu gehen, und so war er 1971/72 der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2009
Rubrik: Akteure, Seite 48
von Michael Skasa

Vergriffen
Weitere Beiträge
Zartfühlender Alpen-Sherlock

Als glotzäugiger Mädchenschlitzer Schrott mit den süßen «Igeln» hat Gert Fröbe 1958 für Generationen von Fernsehzuschauern den Prototyp des Mitschnackers verkörpert. Die Verfilmung eines Dürrenmatt-Drehbuchs unter dem Titel «Es geschah am hellichten Tag» bot mit Fröbe und seinem Gegenspieler Heinz Rühmann zwei einprägsame Modelle für kranke Zielstrebigkeit unter...

Mehr Liebe!

Wenn Anne Habermehl das Unglück der Welt beschwört, gibt es kein Entrinnen. In «Letztes Territorium» wurde eine schwäbische Kleinfamilie dem sozialen Druck der Urlaubsbekanntschaft mit einem afrikanischen Bootsflüchtling ausgesetzt – mit naturgemäß fatalen Folgen für beide Seiten. In «Daddy» ist die Kleinfamilie schon in verstreute Bestandteile zerlegt, bevor alles...

Teheran 1386

… heißt das dokumentarische Theaterstück über junge Menschen in Teheran, das Claudius Lünstedt nach einem längerem Iranaufenthalt geschrieben hat und das dem nächsten Heft beiliegen wird. Das iranische Jahr 1386 enstpricht dem westlichen 2007/2008. Im selben Jahr entstand auch dieses Foto von den schiitischen Passionsspielen Ta’ziyeh, die alljährlich im Januar...