Hannover: Das leise Grienen

Henrik Ibsen «Hedda Gabler»

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Es beginnt mit einem Lächeln. Mit einem von dieser beiläufigen, fast privaten Sorte, wenn Schauspieler anzeigen wollen, dass sie ihre Sache locker angehen. Und es ist auch ein Bild, das Ironie verträgt: wie Sarah Franke als Hedda Gabler da auf einem schwarzen Schwan hereingeschoben wird, wie ein Lohengrin-Zitat. Dafür also ein Lohengrienen.

Und auch für den Gelehrtenballast, den sie sich hernach mit Tesman (Silvester von Hösslin) um die Ohren hauen wird: in ihrem scholastischen Gespräch über das biedere Eigennutzenprinzip der Nationalökonomen und Heddas Wunsch, Grenzen zu überschreiten und Moral und Gesetz hinter sich zu lassen. 

Regisseur Alexander Eisenach liest Henrik Ibsens «Hedda Gabler» durch die Brille von Nietzsche. «Jeder progressive Mensch ist ein Verbrecher, Tesman!», sagt Hedda. Und Hedda sucht diesen verbrecherischen Ausbruch, die radikale Tat. Sie, die sich mit dem mittelmäßigen Hochschuldozenten Tesman verheiratet hat und nun in die Krise gerät, weil ihre einstige Flamme, der genialische Kulturtheoretiker Lövborg, zurückkehrt und Tesman die erhoffte Professur streitig macht. Sie wird Lövborg zerstören, aus Eifersucht, aus Wohlstandsambition, und eben auch aus dem ...

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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Christian Rakow

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