Geschichte von unten
Bei «Margot und Hannelore» war es ein vertracktes Wechselspiel um verlorene Identitäten auf der wackligen Grundlage einer kaum bewältigten und moralisch schwer kontaminierten Historie; bei «Wir im Finale» wurde dann schon das letzte noch auffindbare Quäntchen Selbstbewusstsein durch kollektives «Tooor»-Gebrülle hochgepuscht, und auf der La-Ola-Welle schwappte eine wie dusselig begeisterte wiedervereinigte Fangemeinde zu neuen Ufern; mit «Jung und unschuldig» nun, dem letzten Teil seiner deutschen Befindlichkeits-Trilogie, wollte der Autor Marc Becker auf dem Umweg über längst
vergessene schlüpfrige Vergangenheiten einen Schlüsselloch-Blick in eine nun möglichst bessere Welt wagen: «Wir wollen doch später mal eine schöne Zukunft besitzen», sagt eine der Figuren. Aber da ist der Bummelzug in die blühenden Landschaften auch schon wieder abgefahren. Denn bevor es mal endlich so richtig losgehen könnte mit diesem Volk, ist es bereits hoffnungslos überaltert, und selbst der einst so ruckartige «Hallo-Deutschland»-Schlusssatz wirkt nur noch wie eine zahnlos gelallte Wunschvorstellung: «Alles wird geil …»
Dabei ist es zunächst mal alles andere als leicht (und leider auch nur ...
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Die Sprachschablonen sind schnell auf einen Nenner gebracht: «Ich habe mir in der Sache nichts vorzuwerfen, um aber Schaden von Amt oder Partei abzuwenden, sehe ich mich dazu gezwungen ...» Ob es um Schwarzgeldmillionen oder Bonusmeilen geht, um Einkaufswagenchips oder echt große Beträge – Rücktritte gehören wie Wahlkämpfe zu den durchinszenierten Manövern in der...
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Talente, schon die Anfrage brachte mich in Verlegenheit. Was es denn bedeute, in diesem Land talentiert zu sein, ja, dachte ich, sehr interessantes Thema, aber wenn die mich für talentiert halten, dann muss ich mich, wenn ich zusage, ja auch selber für talentiert halten, öffentlich. Ich finde, so was macht man eigentlich...
Vor sechs Jahren, als der Raum von Johannes Schütz zu Goschs Inszenierung des «Käthchen von Heilbronn» am Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen war, waren die Kommentare einiger älterer Zuschauer zu Beginn der Premiere nicht zu überhören: Bei Gründgens hätte es eine so leere Bühne nicht gegeben. Was Gründgens zur Bühne von Schütz gesagt hätte, lässt sich nicht mehr...