Gegenkritik
Das Leben ist wie ein Buster-Keaton-Film: brutal, todtraurig, verlogen, verzweifelt und komisch. Siegfried Kracauer sagte einst über diesen kleinen, schmalen Mann mit dem stoischen Gesichtsausdruck, er habe seine Beziehung zum Le-ben verloren. «Die vielen Gegenstände: Apparate, Baumstämme und Menschenkörper veranstalten ein Kesseltreiben mit ihm, er kennt sich nicht mehr aus, er ist unter dem sinnlosen Druck der zufälligen Dinge apathisch geworden.» Dieses unsichtbare Grinsen eines Buster Keaton durchzieht Gorkis fast filmisch angelegte Szenenfolge «Kinder der Sonne».
Doch während Keaton stumm bleibt, dürfen Gorkis Figuren mit ihrem ununterbrochenen Gerede über ihre Lebensunfähigkeit hinwegtäuschen. Auch auf der Bühne reden die Menschen unentwegt, sprechen über die Zukunft und bleiben doch nur in ihrer gegenwärtigen Selbstbezüglichkeit verhaftet. Verkommt in dieser Inszenierung Gorkis utopischer Gedanke nur zum Fluchtpunkt, um plappernd der überfordernden Gegenwart zu entgehen? Kann und will dieser Abend sich überhaupt eine Zukunft vorstellen? Wohl eher nicht – so der Haupteinwand vieler Kritiken. Zeigt die Inszenierung letztlich nicht nur die Resignation nach dem Ende aller ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Dea Lohers Territorium ist das Leben der beladenen Menschen, die manchmal dann doch einen gewissen Witz ihr eigen nennen. Frau Zucker ist so eine. Ihr Bein fault allmählich, trotzdem kommt immer mal wieder dieses lakonische «Wäre ich Tankwart, genügte eine Zigarette». Oder die illegalen schwarzen Immigranten Elisio und Fadoul, die am Strand so lange über eine...
Franz Wille Wie lange hat denn diesmal die letzte Jury-Sitzung gedauert?
Christoper Schmidt Circa sechs Stunden. Wir haben etwas später angefangen, weil drei Juroren am Abend davor noch in einer Vorstellung in Essen waren und der Zug wieder mal Verspätung hatte.
FW In diesem Jahr hat in den letzten Wochen eine besonders heftige Reiseaktivität eingesetzt.
Schmidt...
Welch eine Verheißung: «Sie müssen das, was Sie lieben, nicht mehr selber machen. Hier geht es» – denn was ist Gefühlsproduktion schließlich anderes als harte Wertschöpfungsmaloche – «um Arbeitserleichterung!» An die Formulierung derart revolutionärer Utopien hat sich das Theater mindestens seit Brecht nicht mehr gewagt!
Im Ernst: René Polleschs «interpassive»...