Fehlerhaft schön
Nur 47 Minuten und 23 Sekunden dauert Thomas Palzers Feature über die Elektrifizierung des Wissens, und wenn man nach dem Hören den erstaunt geöffneten Mund wieder zuklappt, dann weiß man, dass man eine verdichtete Informationsmenge aufgenommen hat, die die eines normalen Features in der Standardlänge von 54:30 bei weitem übertrifft. Zeit also, das eigene Gedächtnis zu scannen, um herauszufinden, was man da eigentlich gehört hat.
«Magnetische Erinnerung» hieß das Stück, das technische und psychische Entwicklungen der Moderne zusammendenkt, und hineingerissen in den Taumel seiner beschleunigten Stimmen wird der Text zwar nicht zum Rauschen, seine Rezeption aber rauschhaft. Verantwortlich dafür ist der Kölner Feature-Regisseur Detlef W. Meissner, der Palzers Vorlage für den Westdeutschen Rundfunk umgesetzt hat. Vier Sprecher (Heiko Obermöller, Udo Thiess, Alexander Khuon und Stephan Preiss) werden wie die Schreib-/Leseköpfe einer Festplatte inszeniert. Wenn es in der Hast des fast synchron ablaufenden Lese- und Sprechvorgangs zu Versprechern oder Aussetzern kommt, der Ist-Wert also nicht mit dem Soll-Wert übereinstimmt, springt der Sprecher zurück und korrigiert seinen Lesefehler. ...
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