«Es reicht uns nicht. Es fehlt etwas»

Zum Tod des Autors, Regisseurs und Intendanten René Pollesch

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Liebe. Wer hätte gedacht, dass alles auf dieses Wort hinausläuft? Vieles habe ich mit dem Theater von René Pollesch verbunden: «Postdramatik» und radikale Zeitgenossenschaft, Pop und Politik, Feminismus und Queerness, Witz und Theorie und den frühen Versuch, Autorschaft und Repräsentation im Theater neu zu denken.

Aber Liebe? Wurde nicht «bei Banküberfällen» damit gehandelt? War sie nicht deshalb «kälter als das Kapital»? Und hatte nicht gerade Pollesch uns über den Materialismus der ach so einzigartigen Gefühle so cool und spaßig aufgeklärt?

Nach seinem plötzlichen Tod ging eine gewaltige emotionale Welle durch die Kulturwelt. «Ich werde dich immer lieben», schrieb der Schauspieler Fabian Hinrichs als erster einer ganzen Reihe von Weggefährt:innen in der «Süddeutschen Zeitung», und es las sich, als ob er es brüllte vor Wut und Schmerz. Pollesch hatte gerade noch ein letztes gemeinsames Stück mit ihm inszeniert, dessen Titel «ja nichts ist ok» jetzt zum kollektiven Trauer-Meme wurde. «Die Liebe war unser Thema», schreibt die Schauspielerin Kathrin Angerer, und erklärt, wie sie in langen Gesprächen und Proben mit Pollesch Erfahrungen gegen Monologe tauschte. Aber auch all die ...

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Theater heute April 2024
Rubrik: Nachruf René Pollesch, Seite 29
von Eva Behrendt

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