Es ist Tauwetter!
Europa liegt in Trümmern, zerbombt von Terroristen. Aus dem Radio ruft die «Stimme der Revolution» die im Westen angekommenen Tschechen nach «Bugulma», der vermeintlich letzten Bastion des Kommunismus. – Wer möchte, kann sich hier einen gesellschaftspessimistisch abgedrehten Science-Fiction vorstellen, aber Jachym Topols böse Satire «Die Reise nach Bugulma» ist weit mehr.
Der dritte Beitrag der Düsseldorfer Uraufführungsreihe «Das neue Europa – Warten auf die Barbaren» zeigt die Um- und Aufbruchssituation im Zuge der EU-Osterweiterung einmal spiegelverkehrt und versprüht dabei ganze Fontänen tiefschwarzen Humors.
Das zerbombte Europa bildet in dem erstem Theaterstück des tschechischen Autors ein futuristisches Zerrbild, das alsbald mit der sowjetischen Vergangenheit kollidiert, mit den schmachvollen und gern verschwiegenen Opfern der kommunistischen Diktatur, aber auch mit den Blütenträumen unverbesserlich schwelgender Altkommunisten: Vater Eman ist mit seiner Familie zwar in der EU angekommen, aber höchst unzufrieden. Denn mit der Abschaffung der Todesstrafe ist der ehemalige «Henker von Prag», der unter den Kommunisten gut zu tun hatte, arbeitslos geworden und fühlt sich als ...
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