Erkenne die Lage!
Franz Wille Hallo, Herr Melle. Schön, dass wir uns in Corona-Zeiten wenigstens über Skype sprechen! Das Video ins Home-Office gibt ja auch immer ganz interessante Einblicke; man sieht, wie der Gesprächspartner wohnt, womit wir auch schon bei Ihrem neuen Stück wären. Bei Ihnen sieht es ja recht Berlin-Altbau-herrlich aus: Stuckdecke, hohe Wände. Gratuliere!
Thomas Melle Ja, und ein Bild von Martin Eder an der Wand. Bücher gibt’s auch wieder! (Lachen.) Bekommen habe ich die Wohnung natürlich über Kontakte.
Die Wohnung gehört dem Vater eines Bekannten. Übrigens – Thema Wie-kommt-man-wo-rein – ist mir der Wohnungsschlüssel abgebrochen neulich nachts; der Schlüsseldienst kostete 1300 Euro! Auch deshalb freue ich mich sehr, dass «Theater heute» mein Stück abdruckt.
FW Wann haben Sie denn zum letzten Mal eine Wohnung gesucht?
Melle Hier wohne ich seit 2016: Kreuzberg, Bergmannkiez. Vorher habe ich in Neukölln gewohnt; dafür bin ich allerdings jetzt schon ein bisschen zu alt. Davor war ich in Charlottenburg in einem Obdachlosenheim, wie jeder weiß, der mein Buch «Die Welt im Rücken» kennt. Aber ich sage mir immer ganz unbescheiden: David Foster Wallace ist es auch so ergangen, und ...
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Theater heute Juni 2020
Rubrik: Das Stück, Seite 46
von Franz Wille
Manchmal sind ein Ort und bestimmte Menschen wie füreinander geschaffen, und wenn sie das Glück haben, sich zu entdecken, kann aus dem Zusammentreffen heraus etwas einmalig Gelungenes entstehen. Einem solchen Glücksfall verdankt sich die Existenz des Münchner Theaters am Sozialamt, kurz TamS genannt, ein Schauplatz wundersam vielgestaltiger und dabei stets...
Wenn der zu häufig gebrauchte Begriff «Ausnahmeschauspieler» auf einen Darsteller zutraf, dann auf den zwei Wochen nach seinem Geburtstag im Alter von 78 Jahren verstorbenen Dieter Laser. Er wurde 1942 in Kiel geboren. Sein Vater fiel im Juni 1943 bei einem «Himmelfahrtskommando» an der Ostfront, zu dem er wegen seiner christlichen Überzeugung abkommandiert worden...
Sechs Augenpaare starren gebannt auf eine verlebte Küchenzeile. Vorsichtig öffnet eine Besucherin die erste Tür des Hängeschranks – nichts passiert. Tür zwei – nichts passiert. Tür drei – aaaaah! Aus dem Laptop, der zwischen Kabeln und Konzeptpapieren auf dem Küchentisch steht, erklingt plötzlich Partymusik. Und in der digitalen Nachbildung der Küchenzeile, die auf...