Equilibrist der Aussparung
Unglaublicherweise liefern Familienaufstellungen noch immer die besten Daten, um herauszufinden, wer wir sind. Wir erfahren etwas über die unbekannten Bedingungen der Möglichkeit, andere wahrzunehmen und mit anderen zusammenzusein. So unpersönlich, wie Fosse die Sache in seinem neuen Stück «Besuch» angeht, wird daraus rasch ein Experiment mit Laborcharakter. Wenige formelhafte Informationen zeichnen eine familiäre Situation mit einer unentschärften Bombe im Zentrum. Die Situation wird in einen abgeschlossenen Raum versetzt und sich selbst überlassen.
Man nehme eine Mutter mit ihren zwei erwachsenen Kindern verschiedenen Geschlechts und einen Mann, den Freund der Mutter, der nicht der Vater der Kinder ist, und stelle sie in eine Wohnung vor die Türe zum Kinderzimmer. Im Kinderzimmer braut sich etwas zusammen. Die Türe klappt gelegentlich auf und zu und setzt Schwaden von Angst frei. Was sich dort genau abgespielt hat oder noch immer abspielt, lässt sich nicht erkennen. Das Licht trifft nur Umrisse, wir sehen nur die für das Experiment nötigen Konturen.
Im Kinderzimmer lebt das jetzt bald neunzehnjährige Mädchen allein in einem regressiven Zustand, sie vergnügt sich daran, dass sie ...
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+ Die Kunst des Theaters ist frei und vielleicht sogar autonom?
Ein Bereich jenseits des instrumentellen Denkens, der Ideologisierungen, der Zwecke und Verfügungen? Gar ein Ort des Kreativen, des lustvollen Ausprobierens, Vordenkens, möglichen Scheiterns?
Aber nicht doch. Es gibt schließlich Regeln! Man muss sich zwar nicht dran halten, aber man sollte sie...
… wurde 2006 dem Ärgernis des Jahres zuteil: Mehr als die Hälfte unserer 38 Kritiker, nämlich 24, erregten sich über die allseitige Regelverletzung der sprichwörtlich gewordenen Frankfurter «Spiralblockaffäre» und einem mit Ignoranz glänzendem «Spiegel»-Artikel des Pop-Literaten Joachim Lottmann im Gefolge, in der sich Schauspieler, Intendantin, Oberbürgermeisterin...
Es ist mein innerlichstes Stück», sagt die 31-jährige Autorin, die im vergangenen Sommer als Nachwuchsdramatikerin des Jahres gewählt wurde und diesen Sommer schon ihr sechstes Stück vorlegt. Sie hat gerade ihr Studium Szenisches Schreiben an der UdK Berlin absolviert und bereits das Reich der Profis erreicht. Spannende Inszenierungen sind aus ihren Texten...