Einmal im Leben «gültig» sein
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«In der Nacht des 14. März 1939 träumte Jaromir Hladik, Autor der unvollendeten Tragödie DIE FEINDE, einer RECHTFERTIGUNG DER EWIGKEIT und einer Untersuchung der indirekten jüdischen Quellen bei Jakob Böhme, in einer Wohnung in der Zeltnergasse in Prag von einer großen Schachpartie.»
So lautet der erste Satz von JORGE LUIS BORGES’ achtseitiger Erzählung DAS GEHEIME WUNDER. Die Handlung ist schnell erzählt. Hladik wird vier Tage nach dem Einmarsch der Nazis denunziert.
Er wird umgehend verhaftet, und es gelingt ihm nicht, auch nur eine der Anschuldigungen gegen ihn zu widerlegen. Er ist Jude, und er hat einen Aufruf gegen die Besatzer unterschrieben. Kurz darauf wird er zum Tode verurteilt.
Die Hinrichtung wird auf den 29. März 9 Uhr morgens festgesetzt. BORGES beschreibt die innere Situation seines Protagonisten wie folgt: «In diesen Elendsnächten suchte er auf irgendeine Weise in der flüchtigen Substanz der Zeit Halt zu finden. Er wußte, daß diese auf die Morgendämmerung des 29. zustürzte; laut mit sich selbst sprechend überlegte er: JETZT LEBE ICH IN DER NACHT DES ZWEIUNDZWANZIGSTEN, SOLANGE DIESE NACHT DAUERT (UND NOCH WEITERE SECHS NÄCHTE), BIN ICH UNVERWUNDBAR, UNSTERBLICH.»
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Theater heute Oktober 2013
Rubrik: Das Stück, Seite 54
von Fritz Kater
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