Eine Bühne, zwei Romane

nach Alfred Döblin «Berlin Alexanderplatz», nach Erich Kästner «Emil und die Detektive»

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Damals, im Frühjahr 2001, zog sich Bert Neumanns Bühne, eine gereihte Ansammlung von Containern und Planken, entlang der Zuschauertribüne in der Zürcher Schiffbauhalle hin. Jetzt, für die Wiederaufnahme der Castorfschen Bearbeitung und Inszenierung von Alfred Döblins Roman «Berlin Alexanderplatz» in der Volksbühne, hat Neumann die lange Container- und Plankenzeile kreisrund auf der flott bewegten Drehbühne zusammengebogen.

Mit dieser Mobilisierung und Konzentrierung schafft Neumann die szenische Voraussetzung dafür, dass Frank Castorf nicht etwa eine matte Kopie der Zürcher Inszenierung hergestellt hat, sondern seine triftigste Arbeit seit Jahren.

Max Hopp als Biberkopf erschien mir in Zürich (TH 5.01) als das entscheidende Manko der Aufführung. Jetzt hat er sich in die Figur hineingearbeitet, in diesen Gelegenheits-Transportarbeiter Biberkopf. Der hat sein Mädchen in blinder Eifersucht umgebracht, jahrelang in Tegel eingesessen. Aus dem Knast kehrt er in die lärmende Stadt zurück, will sich bessern, handelt mit Zeitungen und verkauft fertig gebundene Patentschlipse. Zu diesem Zweck läuft Hopp durch die flachen Regenpfützen, über die Dachpappe auf der Vorbühne bis an die Rampe vor, ...

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Theater heute Februar 2008
Rubrik: Chronik, Seite 46
von Henning Rischbieter

Vergriffen
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