Disziplin oder Konsequenz?
Mit Ignaz Kirchner stand ich in einer Gosch-Inszenierung von «Warten auf Godot» in Köln auf der Bühne, als Godot tatsächlich kam. Wir waren erlöst, bis sich dieser Kölner Godot – naturgemäß! – als Studenten-Ulk entpuppte.
Erst einmal stürmte ich hinter den Schmuckvorhang zum wartenden Ignaz. «Ignaz! Wir können in die ‹Glocke›, Milch trinken, Godot ist gekommen. Wir sind erlöst.» Dann kam Sanda Weigl, Jürgen Goschs damalige Assistentin und meine Frau.
Sie wollte verhindern, dass ich mit Ignaz in die «Glocke» verschwinde – zum harztrüben Rezina-Wein, den wir «Milch» nannten.
Sanda eilte hinaus zu dem Kölner Godot, der, nachdem ich das Weite gesucht hatte, hilf-, sprach- und ganz & gar pointenlos draußen auf dem von Axel Mantey so wunderbar skizzierten Weg stand. Das Publikum wurde unruhig, ich wollte endlich in die «Glocke», saufen, Ignaz nagte vergnügt an einem Requisiten-Hühner-Bein, da sagte Sanda Weigl zu dem bereits Buh-Rufen ausgesetzten Godot: «Ach, Herr G., kommen Sie doch bitte mit mir, hinter der Bühne wartet schon sehr lange Herr Beckett auf Sie.» Das Publikum quittierte den Gag mit Gejohle & Trampeln. Sanda Weigl verschwand mit dem Studenten-Ulk-Godot hinter dem ...
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Theater heute November 2018
Rubrik: Nachruf, Seite 44
von Klaus Pohl
Aachen, Grenzlandtheater
3. Shaffer, Revanche
R. Anja Junski
Aachen, Theater
9. Kafka, Die Verwandlung
R. Paul-Georg Dittrich
16. Hauff, Das kalte Herz
R. Sebastian Martin
30. nach Andersen, Das hässliche Entlein
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Aalen, Theater der Stadt
25. Reffert, Die Schönheit und das Biest
R. Winfried Tobias
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
11. nach Bassewitz,...
Vor einem Jahr wurde das hochambitionierte Projekt aufgesetzt, mit der Frage aller Fragen, vor der sich unsere Gegenwart (und die politischen Institutionen) so erfolgreich (und vermutlich folgenreich) drücken: «Welche Zukunft!?» Wohin wird das führen, zehn Jahre weitergedacht, was längst schon tiefste Verunsicherung auslöst, Big Data, Klimawandel, der Zerfall der...
Schön war der Dreißigjährige Krieg nicht, schön ist er jetzt erst geworden – in Kehlmanns Roman «Tyll» und noch schöner in Stefan Bachmanns Bühnenversion. Folter, Hinrichtung, Morde, Schlachten – alle Kriegsgräuel kommen im Roman vor, in wunderbar sparsamer, wasserklarer, geschmeidig fließender Sprache mit dezent gesetzten Pointen. Folter, Hinrichtung, Morde,...