Dieser radikale Anspruch an sich selbst

Laudatio auf Karin Henkel aus Anlass der Verleihung des Berliner Theaterpreises im Mai 2018

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Die vermeintlich großen Dramen des kleinen Menschen führen zu vielen Absurditäten im Leben, und manchmal haben sie extreme Folgen. Die meisten Theaterstücke erzählen aber im Kern nicht von Mord und Totschlag, nicht von Glück­seligkeit, vom Himmel auf Erden, sondern davon, was Menschen alles aushalten, wie sie das durchstehen, was ihnen unerträglich scheint.

Das Finale der Stücke mag mehr oder weniger spektakulär, freudvoll, desillusioniert oder auch tödlich sein, aber davor wird von einem Leben erzählt, das oft nur Überleben ist: das, was kommt, wenn das Schlimme, das traumatische Ereignis, eigentlich schon vorüber ist. 

Karin Henkel gilt als eine Regisseurin, deren Arbeiten nicht auf einen Stil, auf eine dominante äußerliche Form zu reduzieren sind. Aber es gibt Kontinuitäten, es gibt eine deutliche Handschrift, zu der unter anderem gehört, dass sich Karin in all ihren Inszenierungen mit diesem Überleben und seinen Mechanismen beschäftigt: einfühlsam und emphatisch, manchmal auch unerbittlich, humorvoll und todernst, aber immer analytisch hellsichtig.

Politische Zwänge und private Deformationen

«Stil» – sagt Roland Barthes – «ist fast immer ein Alibi, das dazu herhalten muss, ...

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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Akteure, Seite 30
von Rita Thiele

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