Die wilde Form von Deutschland
Natalie Bloch In Ihrem Stück «Die Reise nach Bugulma» machen sich die tschechischen Protagonisten aus dem von Terroristen zerbombten Europa auf den Weg zurück in den Osten, folgen der vermeintlichen Stimme der Revolution und landen in einem ehemaligen kommunistischen Lager. Dort ist Tauwetter, und Berge von Leichen tauchen aus dem Eis auf. Das sind ja optimistische Perspektiven.
Jachym Topol Vielleicht begegnen sich da zwei Impulse: erstens meine Angst vor der Vergangenheit, die durch die KZs, Gulags und Lager verkörpert wird, zweitens die Angst vor der Zukunft.
Ich habe das Stück geschrieben, kurz nachdem in Holland der Filmemacher van Gogh getötet worden ist. Zu dieser Zeit war ich gerade in den Niederlanden und habe gedacht, hier passiert ja überhaupt nichts, ich möchte nach Hause in meinen wilden Osten, und «peng», in dem Moment fingen die Kirchen an zu brennen und die Leute sind aufeinander losgegangen. Während der Demonstrationen haben die Moslems geschrieen «Wir jagen Euch in die Luft». Das waren Moslems, die in den Niederlanden aufgewachsen waren und die Sprache perfekt konnten. Für mich war es ein totaler Schock. Ich dachte nach meinen Reportagen aus den Krisengebieten ...
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