Die süße Last des leichten Aufstiegs
Woody, der Unglücksrabe» nannte der deutsche Verleiher Allens «Take the money and run», als er 1975 mit sechs Jahren Verspätung in die deutschen Kinos kam. In den Jahren zuvor war Woody Allen mit Filmen wie «Was Sie schon immer über Sex wissen wollten» und «Der Schläfer» als anarchischer Slapstick-Komödiant bekannt geworden, worin der Grund für die vorgebliche Vertraulichkeit des Titels liegt, der den Regisseur und nicht die Figur beim Vornamen nennt.
Der «Unglücksrabe» erwies sich jedoch als gar kein so schlechter Einfall.
Damit war nicht nur der ungeschickte Kleinkriminelle bestens beschrieben, dem im Film irgendwann der sorgfältigst aus Seife geschnitzte Revolver im starken Regen zu schäumen beginnt. Oder der tölpelhafte Frauenheld, der Diane Keaton im Park trifft und gleichzeitig aus dem Off bekennt, dass er sie bereits nach 15 Minuten heiraten wollte und nach einer halben Stunde den Plan aufgab, ihre Handtasche zu klauen. «Unglücksrabe» funktioniert auch als gelungenes Etikett für jenen von beständigen Selbstzweifeln geplagten New Yorker, der ganz Europa beibrachte, was «neurotisch» heißt und darüber erbarmungslos scharfzüngige Witze machte.
Von Glückspilzen und Unglücksraben
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