Die sogenannten Deutschen
Als Albrecht Dürer 1515 das berühmte Rhinozeros mit dem Holzmesser in ein Druckbrett schnitt, da war die Migration hierzulande schon ziemlich alt. Die Hunnen kamen bereits im Jahr 375 nach Christi Geburt aus Asien ins Germanische geritten und lösten eine innereuropäische Migrationsbewegung von hoher Mobilität aus. Die sogenannte Völkerwanderung der Spätantike dauerte rund zweihundert Jahre und wirbelte den Ethno-Mix Europas in einem großen Quirl aus Körpersäften vollkommen durcheinander. Wofür natürlich auch einiges unschuldiges Blut vergossen wurde.
Aber auch in den späteren Jahrhunderten brachte die Gier nach Beute bewaffnete Horden und Heere zwischen Konstantinopel und Island dazu, andere Reiche und Menschenmengen zu überfallen, um sich anschließend mit ihnen genetisch zu neuen gierigen Ethnien zu ver -mischen. In jedem Pariser steckt ein bisschen Wiki drin, in jedem Andalusier ein bisschen Türkei, und Italiener sind eigentlich Langobarden, also aus Wotans Reich in die Sonne gewandert. Würde man auf Google Maps nur ein paar dieser kriegerischen Ausflüge als Route einzeichnen, würde man schnell feststellen, dass ein Großteil davon sich hier im Land der Autobahnen kreuzt. Auch ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute August/September 2024
Rubrik: Akteure, Seite 40
von Till Briegleb
Es hilft, wenn man nach dem Theaterabend «Den Aufstand proben – Handbuch einer Hausbesetzung» selbst in den Magnitorwall 18 einbiegt. Und wenn man dort noch das Glück hat, dass einen eine Theatermitarbeiterin kurz und beherzt hineinführt in die Räume. Die Räume, die jetzt Theaterbüros sind und damals Wohnungen waren: großbürgerlich hohe Decken, prunkvoller Stuck...
Alles an Thomas Manns «Zauberberg» scheint sich gegen die Bühne zu sträuben, ist doch das Ziel des viele hundert Seiten langen Romans die Übersetzung eines aus den Fugen geratenen Zeitgefühls in Prosa. Trotzdem oder gerade deshalb schafft es dieser Romanklassiker immer wieder auf deutschsprachige Bühnen – kompakt nacherzählt wie im vergangenen Jahr bei Bastian...
Ist das Stück ausgefallen? Bin ich zu spät, erst zum Nachgespräch in die Kölner Tanz-Faktur gekommen, mitten im launigen Betrieb des Impulse-Theaterfestivals, Show -case in Köln? Ein wenig verknautscht sieht der Künstler aus, wie er da neben dem Moderator auf der Bühne sitzt und mit strengem Blick über die vermeintlich vergangene Performance und sein neuestes...