Die Perfektion und ihr Preis
Die Direktion Stefan Bachmanns am Burgtheater beginnt mit Geistern, nur eben alles andere als gespenstisch. Zahlreiche Menschen mit Bettlaken überm Kopf, jeweils zwei kleine Löcher für die Augen, bevölkern drei unterschiedlich große Scheiben, die Katrin Brack auf der Bühne platziert hat. Die wie gezeichnet aussehenden Spukgestalten starren dann also nach vorne und warten auf ihr Stichwort. Ein gewollt lächerlicher Anblick, ein Augenzwinkern zum Start.
Benny Claessens steht da auch, als Einziger unverhüllt.
Auch er konfrontiert sich lange schweigend mit dem Wiener Publikum, das gespannt darauf wartet, wie die neue Ära losgeht. Jenem Publikum, dem der Direktor noch im April leichtsinnig Ifflandring-Träger Jens Harzer an dieser Stelle versprochen hatte. Harzer stieg kurz nach Probenbeginn aus, mutmaßlich aufgrund künstlerischer Differenzen. Denn er wäre nicht der einzige Hamlet in diesem «Hamlet» gewesen, auch der durchaus prominente Ersatzgast Claessens ist es nicht. Regisseurin Karin Henkel hat die Titelrolle in ihrer Eröffnungsinszenierung fünf von sieben Schauspieler:innen gegeben.
Das Schauspiel befragt sich selbst
Außerdem wird hier zwar Shakespeare-Text in der griffigen ...
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Theater heute Oktober 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Martin Thomas Pesl
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