Die minimalistische Phase
Als Johan Simons begann, Theater zu machen, bestand er darauf, seine Aufführungen stets außerhalb der festen Häuser zu zeigen. Seine Gruppe Hollandia spielte überall dort, wo Theater nicht hinpasste, in Wohnungen und Hühnerställen, in Gewächshäusern und auf dem Acker, in verrotteten Fabriken und postmodernen Bürokomplexen. Aus der Not, keine eigene Bühne zu haben, machten sie die Tugend, den Ort zur Quintessenz der Aufführung zu erheben – site specific work als gesellschaftliches Parameter, ein Reisetheater, dem die Zuschauer nachfolgten.
Je mehr der Ruhm der Gruppe im In- und Ausland wuchs, desto länger und auch ermüdender wurden die Reisen für Akteure und Publikum. Als Folge wurde Simons, was er nie werden wollte: Intendant eines Stadttheaters, zuerst im holländischen Eindhoven, seit Beginn dieser Spielzeit im belgischen Gent. Dort eröffnete er im Oktober 2005 mit einem Feier-Wochenende, bei dem es neben zwei Premieren auch szenische Gastgeschenke gab, von Freunden wie Christoph Marthaler oder Christoph Homberger: kleine liebevolle Einmal-Aufführungen, bunte Abende mit Sketchen, Gesang und Essen. Sogar das altehrwürdige Gebäude des «Nederlandse Toneel Gent» (NT Gent) wurde ...
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