Die Liebe in den Zeiten des Quotenfernsehens

Ein Gespräch mit dem «Flucht und Vertreibung»-Produzenten Joachim Kosack über die Frage, ob historische Stoffe das Gleitmittel Liebe brauchen

Theater heute - Logo

Die amerikanische «Luftbrücke» hatte Berlin im Auftrag von Sat.1 gerettet, RTL war für «Die Sturmflut» von Hamburg verantwortlich, das ZDF organisierte die Bombardierung von «Dresden»: Gleich dreimal hintereinander erzielte die Berliner Filmfirma «Teamworx» im letzten Winter mit aufwändig inszenierten Historienstoffen Millionenquoten. Dabei hatten die Autoren dieser Großproduktionen ihre aufklärerische Geschichtsstunde jedes Mal mit einer dramatischen Liebesgeschichte nach dem Prinzip «Eine Frau zwischen zwei Männern» verbunden.

Achselzuckend nahm die Fernsehöffentlichkeit zunächst die grundlegende ästhetische Verschiebung historischer Stoffe ins Melodramatische hin.

Mit einer Mischung aus Staunen und Ehrfurcht vermeldete man die sich steigernden Quotenrekorde wie der Deutsche Seewetterdienst den Wasserstand («Luftbrücke»: 11 Mio.; «Sturmflut»: 12 Mio.; «Dresden»: 13 Mio.) – und dass «Teamworx» den selbst geschaffenen Trend zum Historienfilm noch in diesem Jahr mit einer weiteren ARD-Produktion fortsetzen werde. Schließlich löste das Antikriegsdrama «Dresden» (ZDF) aber doch noch eine heftige Kritikerdebatte über die Frage aus, wo die Grenzen der Emotionalisierung historischer ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juni 2006
Rubrik: Medien/TV, Seite 72
von Klaudia Wick

Vergriffen
Weitere Beiträge
Hell und bloß

Im Frankfurter Schauspielhaus ist Wanda Golonka als Hausregisseurin die Spezialistin für ungewöhnliche Raumkonzepte. Mit Vorliebe bespielt die französische Regisseurin und Choreografin auch die nicht-öffentlichen Bereiche des Theaters oder schafft in den gewohnten neue Räume. Auch für ihre neueste Produktion darf sich das Publikum nicht in die Sessel bequemen,...

Madonna kann der Schlüssel sein

Zuerst ist immer die Kunst. Kritik ist sekundär. Weshalb sich Kritik in erster Linie an der Kunst schult und nicht umgekehrt. Und weshalb die Neigung der Kritik immer eine Frage der ersten großen Liebe und die Perspektive eines Kritikers unbedingt immer auch eine Generationenfrage ist. Anders kann es gar nicht sein. Man wächst mit einer bestimmten Ästhetik auf,...

Mehr Europa, mehr Angst

TH In diesem Monat beginnt die achte Biennale europäischer Stücke, sechsmal hat sie in Bonn stattgefunden, jetzt zum zweiten Mal in Wiesbaden. Wie ist es denn gelungen, das Festival in ein anderes Bundesland und eine andere Stadt zu transportieren? 

Manfred Beilharz Das war in der Tat nicht ganz einfach. Tankred Dorst und ich, wir waren immer der Ansicht, das...