Die Kunst, nicht zu schlafen

Drei Nächte in den Shabbyshabby Apartments der Münchner Kammerspiele – ein Erfahrungsbericht

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Empathie kann so ein Quälkram sein, vor allem, wenn Künstler sie für andere inszenieren. Da gibt es zum Beispiel eine Unterführung am Ende der Münchner Maximilianstraße, die ihrer ursprünglichen Funktion nach so sinnlos ist, dass man sie bereits kurz nach Fertigstellung 1969 der Kunst übergab. Jeder normale Fußgänger geht hier nämlich oberirdisch über den Altstadtring, anstatt sich in das unheimliche Dunkel unterhalb der Straße zu begeben.

Deswegen sind die Rolltreppen durch grünes Gestrüpp lahmgelegt und die einst wohl als Einzelhandelsflächen geplanten Zwischenräume vom Ausstellungsraum «Maximiliansforum» belegt. Hier zeigte Ende September die Künstlergruppe Medora rund um die Uhr ihre Video-Installation «Wir-Gefühl», ein Projekt über Empathie.

Was daran falsch ist? Die blau gekachelte Unterführung mit ihren hübsch bauchigen Lichtsäulen ist nachts bewohnt. Hier schlafen immer einige Obdachlose und häufiger auch Gruppen von Osteuropäern, die vermutlich auf der Suche nach Baustellenjobs in der prosperierenden Bayern-Metropole sind. Ende September verendet hier auch der eine oder andere Wiesn-Besucher, der im nahegelegenen Hofbräuhaus noch etwas nachgeglüht hat und einige ...

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Theater heute November 2015
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Till Briegleb

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