Die Kunst, nicht zu schlafen
Empathie kann so ein Quälkram sein, vor allem, wenn Künstler sie für andere inszenieren. Da gibt es zum Beispiel eine Unterführung am Ende der Münchner Maximilianstraße, die ihrer ursprünglichen Funktion nach so sinnlos ist, dass man sie bereits kurz nach Fertigstellung 1969 der Kunst übergab. Jeder normale Fußgänger geht hier nämlich oberirdisch über den Altstadtring, anstatt sich in das unheimliche Dunkel unterhalb der Straße zu begeben.
Deswegen sind die Rolltreppen durch grünes Gestrüpp lahmgelegt und die einst wohl als Einzelhandelsflächen geplanten Zwischenräume vom Ausstellungsraum «Maximiliansforum» belegt. Hier zeigte Ende September die Künstlergruppe Medora rund um die Uhr ihre Video-Installation «Wir-Gefühl», ein Projekt über Empathie.
Was daran falsch ist? Die blau gekachelte Unterführung mit ihren hübsch bauchigen Lichtsäulen ist nachts bewohnt. Hier schlafen immer einige Obdachlose und häufiger auch Gruppen von Osteuropäern, die vermutlich auf der Suche nach Baustellenjobs in der prosperierenden Bayern-Metropole sind. Ende September verendet hier auch der eine oder andere Wiesn-Besucher, der im nahegelegenen Hofbräuhaus noch etwas nachgeglüht hat und einige ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute November 2015
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Till Briegleb
Theater heute 12/2015 erscheint am 1. Dezember
Impressum
Theather heute
Die Theaterzeitschrift
im 56. Jahrgang
Gegründet von
Erhard Friedrich und Henning Rischbieter
Herausgeber
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
Redaktion
Eva Behrendt
Barbara Burckhardt
Franz Wille (V.i.S.d.P.)
Redaktionsbüro
Martin Krämer
Gestaltung
Christian Henjes
Designkonzept
Ludwig Wendt Art...
«Die Nikon D 300 S», wendet sich Nathan (Robin Sondermann) ans Publikum, «liegt mit Akku und Speicherkarte bei 870 Gramm.» In Sondermanns Stimme liegt ein leichtes Zittern, liebevoll, begehrend, hastig: «Der Handgriff der Nikon D 300 S ist extrem ergonomisch ausgeformt.» Aus zwei Gründen ist es eine kluge Entscheidung, diese halbmasturbatorische Liebeserklärung an...
Was hat Paul McCarthy nicht alles schon gefickt: Bäume, Vieh, Fässer, Augenhöhlen, Pinocchio, das weiße Kaninchen, Marilyn Monroe. Und was hat er in den letzten 45 Jahren nicht schon alles mit Ketchup, Senf, Schokolade und anderen Dickflüssigkeiten beschmiert: Arafat, Santa Claus, Nixon, Schoine Damen, Seemänner und vor allem sich selbst. Und jetzt also James Dean,...
