Die Geburtshelfer
Es ist wie ein Besuch in einer basisdemokratisch geführten politischen Wohngemeinschaft: Eigentlich wollte man zwei Leute aus der WG zu einer Party einladen. Ganz naiv, ohne sich etwas dabei zu denken. Und nun, am Gemeinschaftsküchentisch sitzend, stellt sich doch ein schlechtes Gewissen ein: Warum hat man nicht gleich alle eingeladen? Warum spaltet man die Gruppe? Und überhaupt: Wozu braucht man eigentlich Partys? Echt unsensibel fühlt man sich plötzlich.
Das Wiener Schauspielhaus unter Andreas Beck, seit 2007 ein Hort der zeitgenössischen Dramatik, unterscheidet sich nicht nur thematisch von herkömmlichen Theatern. Es herrscht eine eigenwillige Musketierverschworenheit im Ensemble, das sich tatsächlich als Ensemble begreift: alle für einen, einer für alle. Max Mayer und Thiemo Strutzenberger jedenfalls sitzen einigermaßen betreten beim Gespräch für ein Doppelporträt da. Sie wollen wissen: Warum ausgerechnet wir beide? Unausgesprochen steht in der mit Kostümen vollgestopften Schneiderei, wo gerade Paul Claudels ausuferndes Glaubensdiskussionsstück «Der seidene Schuh» geprobt wird, im Raum: Wir sind nur zwei von vielen. Warum werden nicht auch die beiden anderen männlichen Akteure ...
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Theater heute März 2013
Rubrik: Akteure, Seite 24
von Karin Cerny
Wolfram Lotz will das Unmögliche: Er will nicht sterben, er will aufgehoben sein in der Welt, er will die Welt mit der Sprache erfassen. Weil er das alles will, will er auch ein unmögliches Theater. Lotz' Strategie der formalen Überforderung des Theaters ist die Konsequenz seiner inhaltlichen Überforderung, nicht umgekehrt. Die formale Überforderung kommt daher als...
Sieben tapfere Kritikerlein haben wieder einmal Wind und Wetter, der Bundesbahn
und manchem Stau getrotzt, um pünktlich für das 50. Theatertreffen (Jubiläum – Traraa, Traraaaa!) die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen des Bemessungszeitraums (Februar 2012 bis Januar ’13) zu küren. Die zehn Unwiderstehlichen, in alphabetischer Reihenfolge:
«Disabled Theater» von...
stell dir vor wenn dies
eines Tages dies
eines schönen Tages
stell dir vor
wenn eines Tages
eines schönen Tages dies
aufhörte
stell dir vor
fordert Samuel Beckett in einem Gedicht, und Peter Fitz rezitierte vor einiger Zeit dieses Gedicht in Weimar beim Kunstfest zusammen mit anderen Beckett-Gedichten, die alle wie letzte Worte klingen und deren hintergründiger Humor doch...
