Die Dialektik des Tabus Tod
Noch küssen die Gatten sich, schon hat er das Kleenex in der Hinterhand, um sich die ekligen Blutspuren vom Mund abzuwischen. Bald wird sie ihm das Blut aufs makellos weiße Hemd spucken. Alkestis muss sterben, sie tut es nicht gern. Apoll hat für Admet erwirkt, dass er einen Stellvertreter zu den Toten schicken kann. Niemand hat sich dafür bereit gefunden, der greise Vater nicht und auch nicht die Mutter, die sich doch schon fortgepflanzt hat, noch nicht einmal der kinderlose Onkel. Nur Alkestis, die Gattin, nimmt es auf sich.
Und nun ist es so weit: Der unsichtbare Thanatos hetzt sein Opfer über die Bühne, eine aufgelöste Carolin Conrad, sie verrenkt sich, will den Tod verscheuchen, krümmt sich auf ihrem Stuhl, während die anderen eilig die lästigen Blutspuren wegwischen.
Doch ist es damit nicht getan. Im Huis clos des Königspalasts, der (auf der Bühne von Henrike Engel) auch das Entrée eines Krematoriums sein könnte, zeigt sich der Schmutz unter der makellosen Politur erst recht. All die unterschwelligen Aggressionen, unausgesprochenen Vorwürfe, unterdrückten Emotionen, die eine sauber neurotische Familie zusammenhalten. Der Chor des griechischen Dramas ist in Zürich die ...
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