Die alten Kinder
Franz Wille Selma Spahic, woher kommen Sie?
Selma Spahic Meine Eltern sind Bosniaken, und ich wurde 1986 in einer kleinen Stadt an der Grenze zwischen Bosnien und Serbien geboren. Foca war auch die erste Stadt, die bei Kriegsbeginn von der serbischen Armee besetzt worden ist. 1992 bin ich mit meinen Eltern erst nach Serbien, dann nach Kroatien geflohen. Drei Monate später bekamen meine Eltern eine Anstellung als Ärzte in Libyen, also sind wir dorthin gegangen. Nach Bosnien bin ich erst fünf Jahre später zurückgekommen.
In Zenica, einer sehr schönen Industriestadt mit nur etwa 100.000 Einwohnern, habe ich meinen Schulabschluss gemacht. Weil mich Film begeistert hat, bewarb ich mich an der Akademie für Darstellende Kunst in Sarajewo; dort wurde sowohl Film als auch Theater unterrichtet. Sie haben mich 2003 aufgenommen; da war ich 16. Eigentlich wollte ich Filmregisseurin werden, aber dann habe ich heraus–gefunden, dass Theater mehr meine Sache ist.
FW Warum?
Spahic Ich mochte die Proben, vor allem die gemeinsame Arbeit und den Entstehungsprozess einer Inszenierung. Theater liegt mir mehr als Film, stellte ich fest, weil die Dinge meiner Meinung nach entspannter geschehen als auf einem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juni 2012
Rubrik: Neue Stücke, Seite 51
von Franz Wille
Zunächst mal: Warm machen! Aus dem Orchestergraben tönen in unregelmäßigen Abständen die ersten Takte von Monteverdis «L’Orfeo» von 1607. Auf der Bühne häufelt ein glitter–geschminktes Girl im hautfarbenen Minikleid einen Kreis aus weißen Steinen auf, balanciert dabei auf schwindelerregenden Pumps, zumal, wenn sie sich ganz tief hinabbeugt und den Popo in Richtung...
Es ist müßig, wie David Barnett den Nachweis führen zu wollen, dass Rainer Werner Fassbinders Bedeutung als Theaterregisseur ebenso bedeutend gewesen sei wie die als Filmemacher; zumal der englische Theaterwissenschaftler dann noch glaubt, Fassbinders wesentlichen Beitrag zum deutschen Nachkriegsdrama nicht nur in den Stücken selbst nachweisen, sondern auch «in den...
Auf Podien und Symposien rufen junge, progressive Dramatiker ja gern mal nach so konservativen Altlasten wie inszenatorischer Werktreue. Umso erfreulicher, dass jetzt für alle, die sich mit dieser Forderung bis dato nicht durchsetzen konnten, Abhilfe in Sicht scheint: Vieles deutet darauf hin, dass Theaterautoren ihr Problem schlagartig los wären, wenn sie einfach...