Der Name war Programm
Liebe Moni,
die Nachricht von Deinem Tod hat mich in Berlin auf der Probe zu einem Mörderinnenstück erreicht, das Du selbst gerne noch gespielt hättest: «Arsen und Spitzenhäubchen». Und wir haben sofort aufgehört, weiter darüber nachzudenken, wie man am elegantesten alte Männer ins Jenseits befördert und haben das Glas auf Dich erhoben.
Ein alter Mann war die letzte Rolle, mit der Du Dich von der Bühne verabschiedet hast, der erfolglose Schauspieler Ulrich Bunzel, der nicht einmal mehr sein Leben selber spielen darf, weil der Brandauer damit besetzt wurde.
Klaus Pohl hat «Nachtgespräche mit meinem Kühlschrank» für Dich geschrieben, und es ist gespickt mit autobiografischen Details Deiner Theaterkarriere. Jetzt, wo Du nicht mehr da bist, ist es gar nicht so einfach, die zu rekonstruieren, denn anders als der deutsche Film, der Dich bei Deiner Beerdigung so eindrucksvoll betrauert und ganz für sich reklamiert hat – ja, man hatte bei der Lektüre der vielen Nachrufe auf Dich den Eindruck, vor Deiner steilen Filmkarriere ab 1998 habe es Dich als Schauspielerin gar nicht gegeben –, hat das Theater naturgemäß nicht sehr viele Zeugnisse.
Dabei kommst Du aus einer Theaterfamilie. Dein ...
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