Der Dichter als Schwein
Als die Schwedische Akademie anruft, ist Jacob McNeal gerade bei seiner Internistin. Das ist ein Glück, denn die Nachricht, dass er den Literaturnobelpreis gewonnen hat, hätte er sonst womöglich nicht überlebt. Er zittert am ganzen Körper, beginnt zu hyperventilieren und beruhigt sich erst, nachdem die Ärztin Erste Hilfe geleistet hat.
In der nächsten Szene ist der Schriftsteller dann schon in Stockholm und hält eine präpotente Dankesrede («Wurde aber auch Zeit»), in der er mahnend darauf hinweist, dass auf der Bestsellerliste der «New York Times» bereits drei KI-generierte Romane stehen. Er bringt, nicht zum letzten Mal, Shakespeares Genialität ins Spiel und betont – auch das werden wir noch öfter hören – die schonungslose Offenheit, für die er bekannt sei. Zum Beweis erzählt er die bizarre Geschichte, wie er nach einem Unwetter am offenen Grab seiner Frau steht und deren halb verwesten Schädel in Händen hält. Im weiteren Verlauf des Stücks wird sich herausstellen, dass McNeal 1) kein Shakespeare ist, dass es 2) mit seiner Offenheit nicht weit her ist und dass er 3) nicht nur das mit dem Grab seiner Frau geklaut hat.
Der New Yorker Dramatiker Ayad Akhtar hatte seinen Durchbruch ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Mai 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 11
von Wolfgang Kralicek
Mit «Bauern, Bonzen und Bomben» erlangte Hans Fallada zwar keine Bekanntheit. Doch die präzise Darstellung der sozialen und politischen Konflikte der Kleinstadt Neumünster in Schleswig-Holstein, von der aus die Bauernproteste der 1930er Jahre ihren Ausgang nahmen, schätzen Regisseure bis heute, steht sie laut Fallada doch für «alle tausend andere und für jede...
In Leipzig, wo er, nach einem Schlaganfall von seinem Lebenspartner sorgsam betreut, zuletzt lebte, starb im Alter von 81 Jahren der Theaterregisseur Wolfgang Engel. Wie Frank Castorf zunächst kleine Theater wie Anklam und dann die Ostberliner Volksbühne kulturpolitisch aufmischte, prägte Engel in den letzten Jahren der DDR mit seinen Inszenierungen von Goethes...
CHEMNITZ, MUSEUM GUNZENHAUSER
ab 27.4., European Realities
Die Ausstellung mit 300 Werken aus 20 Ländern verbindet die lokale Tradition mit dem gesamteuropäischen Realismus der 1920er und 1930er Jahre, der viele Namen trägt wie etwa Nuovo Realismo, Realismo mágico, Pittura metafisica, Novecento, Neue Sachlichkeit, Neoklassizismus, Magischer Realismus, Neorealisme,...
