Der Betrieb übernimmt

Über Autorenfestivals und einen Abschied in Berlin

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Was ist das deutsche Stadttheater? Darauf gibt es be­kanntlich viele Antworten, aber die funktionalistische geht so: Ein hocheffizienter, hocharbeitsteiliger Betrieb mit oft mehreren hundert Mitarbeitern, der es einem vergleichsweise kleinen künstlerischen Kernteam ermöglicht, jedes Jahr bis zu zwei Dutzend literarische Vorlagen in repertoirefähige Theaterabende zu verwandeln.

Ob einem das theaterästhetisch nun gefällt oder nicht – daraufhin sind die Betriebe jedenfalls optimiert, angefangen vom Stellenplan über die Bühnenarchitektur, Technik und Verwaltung bis zur Ausbildungsstruktur für die dafür erforderlichen Sonderkompetenzen als Schauspieler, Regisseure, Bühnenbildner, seit einiger Zeit auch für Autoren. Fluch und Segen dieser theaterbetrieblichen Spezialkompetenz ist nämlich unter anderem eine ständige Suche nach neuen Vorlagen, denn der berüchtigte Kanon aus Klassikern und modernen Standardtänzen erschöpft sich naturgemäß spätestens nach dem siebten «Hamlet» und achten Tschechow.

Nichts fällt so einem Stadttheater leichter, wenn es sich neben dem gut geölten Normalbetrieb noch ein kleines Extra leisten will, als ein Autorenwettbewerb. Man stifte einen kleinen Preis, sagen ...

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Theater heute August-September 2014
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Franz Wille

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