Delmenhorst, unter 1 Grad

Friedrich Schiller «Wallenstein»

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Winterlager 1634, inmitten des Dreißigjährigen Krieges. Wallenstein, des Kaisers oberster General, lässt sein Heer rasten, anstatt dem schwedischen Feind nachzusetzen. 

Am Hof zu Wien wächst das Misstrauen gegen ihn. Vier Jahre zuvor, auf der Höhe seiner Macht, hatte der Kaiser Wallenstein seine Gunst entzogen, ihn aber später notgedrungen reaktiviert. Seither ist der Kriegsherr ein Risiko. Er arbeitet auf eigene Rechnung, finanziert und schafft sich bedingungslos loyale Truppen, verschiebt die Fronten, verhandelt mit dem Feind – und überhebt sich.

Das Ende dieses Winters erlebt Wallenstein nicht mehr. Im Meuchelmord zu Eger wird er Opfer seiner eigenen Generäle, die ihm kaisertreu in den Rücken fallen.

In Bremen fällt zunächst auf, was der «Wallenstein» nicht sein soll. Ein Kriegsstück zum Beispiel. Mit der Auslassung von «Wallensteins Lager» scheint die gesamte soldatische Welt verschwunden, was angesichts der gegenwärtigen außenpolitischen Lage (BND im Irak!) zumindest bemerkenswert ist. Rohe Sitten kommen allenfalls als Bühnenklischee vor. Hier verteilt man mal eine Ohrfeige mit einem Lederhandschuh; dort stößt und schubst Wallensteins Gattin ihre Tochter Thekla, zur Strafe für ...

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Theater heute April 2006
Rubrik: Chronik, Seite 46
von Christian Rakow

Vergriffen
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