Das Steampunkdisneyland an der Ruhr

Alternativen zum Opernbetrieb: Bei seiner letzten RuhrTriennale führt Heiner Goebbels mit Romeo Castellucci, Matthew Herbert und Boris Nikitin in ein Musiktheater der Gegenwart

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In den drei Jahren seiner Intendanz hat Heiner Goebbels zwar auch vieles bei der RuhrTriennale zugelassen, ja gefördert, das nicht direkt in die Kategorie «Musiktheater» gehört; aber die große Konstante seiner Ära sind Versuche, auf der kleinsten und alternativsten wie der größten und aufwändigsten Ebene Musiktheater für die Gegenwart zu fassen.

Jedes Mal stand ein rar gewordener, schwer aufführbarer, aber doch schon semiklassischer Tanker im Mittelpunkt (John Cages «Europeras», Harry Partchs «Delusion of the Fury» und in diesem Jahr «De Materie» von Louis Andriessen), denen gemeinsam ist, dass sie seiner­zeit künftigen Generationen Hausaufgaben aufgegeben haben, deren Bewältigung diese immer noch nicht in Angriff genommen haben. Darum herum kommen aus den Bereichen Tanz, Pop-Musik und Bildende Kunst Entwürfe zum Tragen, die wie etwa dieses Jahr Matthew Barneys sechsstündiger Körperflüssigkeiten-Autoindustrie-Performance-Monumentalfilm «River of Fundament» schon aus technischen Gründen Ausnahme­status haben. Dieser Ausnahmestatus korrespondiert mit den notorisch nicht standardisierbaren Spielstätten, den musealisierten und aufwändig hergerichteten gewaltigen Zechen, Maschinenhallen ...

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Theater heute Oktober 2014
Rubrik: Festivals/Aufführungen, Seite 6
von Diederich Diedrichsen

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