Das Rätsel Ostdeutschland

Die alte deutsch-deutsche Grenze, eine Demokratieanspruchsgeschichte und der Freiheitsschock von 1989 – Bücher von Steffen Mau, Christina Morina und Ilko-Sascha Kowalczuk

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Ob die Wahlergebnisse für die AfD in Thüringen, Sachsen und Brandenburg tatsächlich «die Rache des Ostens» sind, wie Frank Castorf meint? Die atavistische Psychologie mal beiseite – einiges und einige sprechen dafür, dass die Verhältnisse komplizierter sind. Zumindest wächst nicht mehr zusammen, was für Willy Brandt zusammengehörte. Steffen Mau hat in «Ungleich vereint» genau aufgelistet, wo die alte deutschdeutsche Grenze noch steht, wo die Unterschiede bleiben – in sozioökonomischer, demografischer und kultureller Hinsicht.

«Sozialstrukturell sind das Wirtschaftsbürgertum, das Bildungsbürgertum und ein modernes Facharbeitermilieu schwächer ausgeprägt, deutlich mehr Menschen rechnen sich der Arbeiterschicht zu.» Im Vergleich sei Westdeutschland deutlich «mittelschichtiger», Ostdeutschland ein «Land der kleinen Leute» mit einer nach wie vor ausgeprägten «Elitenschwäche».

Demografisch dominiert eine Kombination aus «Abwanderung, Alterung und Frauenschwund» besonders in den ländlichen Regionen. Was dort zurückbleibt, sei viel «verunsicherte und reaktionäre Männlichkeit», die gerne AfD wählt. Kulturell hat vor allem die Transformationsphase der 1990er und frühen Nuller Jahre tiefe ...

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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Bücher, Seite 40
von Franz Wille

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