Das Private ist politisch!
Es muss eine unbezähmbare Sehnsucht nach Repräsentation gewesen sein, die den Regie führenden Intendanten Stephan Märki antrieb, Schillers Trauerspiel in ein (falsch verstandenes) Schleef-Korsett zu pressen. Mancher Verpflichtung war da ja gerecht zu werden: Weimar, die Klassikerstadt, Ort der Uraufführung, dazu die Dimension des Hauses, auch wenn das nicht unwiderruflich nach dem Einsatz von Mikroports verlangt.
Sollte neuerliche Erfahrung dazu gekommen sein, dass der Einzelne – nur Schaum auf der Welle im Sog der Weltläufe – auch auf der Bühne als handelnder, strebender oder unterliegender Charakter nicht mehr in Erscheinung zu treten habe?
Das Trauerspiel als Sprechoper, da bleibt nicht mehr als der Schatten der Maria. Die weit geöffnete Bühne ganz in Schwarz, schmale weiße Soffiten schließen sich gelegentlich zum Gitter oder zur Barriere. Ganz in Schwarz auch die Damen und Herren des Ensembles – unter ihnen sechs Bürger/innen aus Weimar –, aufgeteilt in zwei Sprechergruppen. Links die Burschen, rechts die Mädel: Sieben Damen agieren als Amme Kennedy; den zwölf Herren, auch mal in Zweier- oder Dreierteams auftretend, kommen sämtliche männlichen Parts zu. Ob Mortimers glühendes ...
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Ein Schubladendasein brauchen junge Autoren, die heute für die Bühne schreiben, längst nicht mehr zu fürchten. Nach Zeiten stiefmütterlicher Vernachlässigung kann man inzwischen fast schon von einem besonders innigen Verhältnis zwischen dem schreibenden Nachwuchs und den texthungrigen Theaterinstitutionen sprechen. Nicht zuletzt hofft man, mit den Stücken der...
Es gibt Orte, die immun sind gegen die gewöhnlichen Abnutzungserscheinungen der Zeit, einfach, weil sie all dem hektischen, übereifrigen und meist vergeblichen Gestrampel um irgendwelche Aktualitäten einfach eine grandiose innere Gelassenheit entgegensetzen. Weil sie Abstand nehmen von Moden, Maschen und Trends, die ebenso schnell an- wie abgesagt und wieder...
Vom Gerede geprägt, gestempelt und verletzt. Geschlagen von Worten» – so fühlen sich die drei älteren Schwestern in «The New Electric Ballroom», mit dem Enda Walsh jüngst zum ausländischen Dramatiker des Jahres gekürt wurde. Um der Schlagkraft der Worte, dem dörflichen Tratsch zu entfliehen, haben sie sich ganz von der Außenwelt zurückgezogen, «um für immer drinnen...