Das große Für und Wider
Es hätte die Saison der Aufbrüche und Neuanfänge werden können! Das gigantische Bäumchen-wechsel-dich-Spiel, das zu Beginn der laufenden Spielzeit zwischen Hamburg und Berlin, Wien und Zürich, Hannover und Dresden, Frankfurt und wieder Hamburg über die Grenzen hinweg inszeniert wurde, sorgte für ordentlich Wind und schürte große Erwartungen. Auch im Auswahlgremium des Berliner Theatertreffens, für das ich im dritten und letzten Jahr durch die Stadt- und Staatstheaterlandschaft gereist bin.
Es konnte einem ganz schwindelig werden beim Anblick des hochtourig drehenden Intendantenkarussells – und erst recht beim Versuch, auf jeden Beginn mit seiner Premierenfülle einen Blick zu werfen.
Merkwürdigerweise hat sich die ungeheure Theaterenergieanstrengung dieser Neuanfänge kaum in der Auswahl zum Berliner Theatertreffen niedergeschlagen. Im Gegenteil: Renommierproduktionen wie Matthias Hartmanns Klassiker-Eröffnung mit Goethes «Faust» oder Schillers «Maria Stuart» von Barbara Frey in Zürich schafften es ebenso wenig in die Jurydiskussion wie Joachim Lux’ Hamburger Partizipationskunst und Perceval-Projekte, Wilfried Schulz’ forciert junge Dresdner Regiegarde oder Oliver Reeses in Frankfurt ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Drei Mörder-Ratten lehnen an der Reling eines Vergnügungsdampfers, und sie werden ganze Arbeit leisten: Kein Angestellter und auch kein Chef verlässt lebend diese Betriebsfeier! Das Thema Arbeit musste auf dem Theater schon lange einmal konsequent zu Ende gedacht werden. Spätestens seit Horváth hängt der Verlust des Arbeitsplatzes als Damoklesschwert über...
Wo liegt Illyrien? Schon für Shakespeare ist’s ein Fantasieland, das «Elysium» so mächtig anklingen lässt wie «Illusion»; schon in der klassischen Mythologie ein Terrain schräg neben dem Bekannten: oberhalb Griechenlands an der adriatischen Küste, zwischen Dalmatien und Traum. Illyrien ist Spiegelland. Für die Zürcher Aufführung hat Penelope Wehrli eine bewegliche...
Welch eine Verheißung: «Sie müssen das, was Sie lieben, nicht mehr selber machen. Hier geht es» – denn was ist Gefühlsproduktion schließlich anderes als harte Wertschöpfungsmaloche – «um Arbeitserleichterung!» An die Formulierung derart revolutionärer Utopien hat sich das Theater mindestens seit Brecht nicht mehr gewagt!
Im Ernst: René Polleschs «interpassive»...