Stuttgarter Betriebsausflug
Drei Mörder-Ratten lehnen an der Reling eines Vergnügungsdampfers, und sie werden ganze Arbeit leisten: Kein Angestellter und auch kein Chef verlässt lebend diese Betriebsfeier! Das Thema Arbeit musste auf dem Theater schon lange einmal konsequent zu Ende gedacht werden. Spätestens seit Horváth hängt der Verlust des Arbeitsplatzes als Damoklesschwert über gefährdeten Menschen. Arbeitsverlust, Geldverlust, Sinnverlust, Identitätsverlust – so klingen die tristen Akkorde der Nichtbeschäftigung, die alle zusammen oder nacheinander ins Elend führen.
Wie schön kann vor diesem Unglück ein bisschen entfremdete Arbeit sein, ein geregelter Tagesablauf mit Stempeluhr und fiesem Vorgesetzten, der inneren Halt, übersichtliche Feindbilder, Fluchtträume, Urlaubswünsche und ein tägliches Kommunikationsminimum garantiert!
Zum Hören und Schauen: Sibylle Berg liest im selbstproduzierten Home-Video aus ihrem Stück «Hauptsache Arbeit».
Dass Arbeit noch in ihrer erniedrigendsten Ausführung ein schützenswertes Gut ist, umreißt den Grundgedanken von «Hauptsache Arbeit!». Hier träumt niemand mehr von Selbstverwirklichung, Aufstiegschance oder Beförderungsgerechtigkeit. Hier geht es nur noch ums ...
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Dea Lohers Territorium ist das Leben der beladenen Menschen, die manchmal dann doch einen gewissen Witz ihr eigen nennen. Frau Zucker ist so eine. Ihr Bein fault allmählich, trotzdem kommt immer mal wieder dieses lakonische «Wäre ich Tankwart, genügte eine Zigarette». Oder die illegalen schwarzen Immigranten Elisio und Fadoul, die am Strand so lange über eine...
Welch eine Verheißung: «Sie müssen das, was Sie lieben, nicht mehr selber machen. Hier geht es» – denn was ist Gefühlsproduktion schließlich anderes als harte Wertschöpfungsmaloche – «um Arbeitserleichterung!» An die Formulierung derart revolutionärer Utopien hat sich das Theater mindestens seit Brecht nicht mehr gewagt!
Im Ernst: René Polleschs «interpassive»...
Das weltweite Geldgeflecht sowie das Welten bedeutende Geflecht zwischen Menschen – zwei Trusts sozusagen, die leicht implodieren und so das Dasein nicht eben gemütlicher machen. Diese nun schließen Falk Richter (Text, Regie) und Anouk van Dijk (Choreographie) auf raffinierte Art kurz. In ihrer geradezu unheimlich glamourösen Performance aus Rede- und...