Dann und wann ein Menschenopfer
Als er noch so mitten drin war im literarischen Leben Deutschlands, da war Helmut Krausser einer der pointierteren Rabauken, einer, der gern den Mund aufriss, Kritiker herwatschte und Riesenromane herausbrachte, in denen er entweder die paar Monate seines eigenen, gut abgefederten Berberlebens zur stilisierten Kunstform erhob oder mit romantischer und musiktheoretischer Intellektualität jeden Uni-Professor links überholte. Wer Zweifel an der ästhetischen Überlegenheit seiner Werke hatte, den belehrte er gern eines Besseren.
Und jetzt kommt die Regisseurin Christine Eder und dreht den Spieß um.
Sie nimmt sich Kraussers Roman «Eros» vor, der vor drei Jahren erschienen ist und der mittels einer reichlich verqueren Liebesobsession gleich die ganze deutsche Geschichte von 1944 bis zur Gegenwart erzählt, und beschleunigt ihn rasant ins Münchner Volkstheater. Krausser räsoniert in dem Buch auch über das eigene Schreiben, Eder krempelt die Ärmel hoch und macht hochgradig evokatives, von konkreten Spielszenen durchwirktes episches Theater.
Darum geht’s: Der märchenhaft reiche Industrielle Alexander von Brücken, siech und am Ende seines Lebens angelangt, bestellt einen Schriftsteller ...
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