Bilder und Texte zu Inszenierungen von Jürgen Gosch 1978 - 2009

Bis wenige Tage vor seinem Tod hat Jürgen Gosch mit seinen Schauspielern noch «Die Bakchen» für eine geplante Inszenierung in Salzburg gelesen. Doch diese Premiere konnte er seiner Krankheit nicht mehr abtrotzen. Auf den folgenden Seiten Stationen seines Werks: «Leonce und Lena», «Ödipus», «Menschenfeind», «Sommergäste», «Macbeth», «Onkel Wanja» und viele andere augenöffnende Aufführungen – Texte, Bilder und ein Nachruf

Theater heute - Logo

1978 «Leonce und Lena», Büchner, Volksbühne Berlin

«Mein Herr, was wollen Sie von mir?» Ein schlaksiger junger Mann im hellen, heruntergekommenen Anzug, die Melone tief ins Gesicht ge­zogen, hat die Bühne betreten. Auf der leeren, öden Szene, von einer schäbigen Treppe gebildet, die sich im Orchestergraben verliert, ein einsamer Stuhl. Aus einer 08/15-Aktentasche entnimmt er einen Ziegelstein, auf den er spuckt; den Handrücken voller Sand, fordert er dazu auf, die Körnchen zu zählen.

An der linken Seite als Schlupfloch eine Tür, die fort­während knarrt, wenn ein Kopf sich ängstlich zeigt. Der Hofmeister beobachtet leicht konsterniert das merkwürdige Gebaren des jungen Prinzen, der hier keiner ist: «Eine sehr gegründete Melancholie», kommentiert er mit einer tiefen Verbeugung, die nicht mehr enden will, schließlich fällt er im Wortsinne mit der Tür ins bedrohlich-beklemmende Haus, Antwort auf die Eingangsfrage des Jünglings: «Mein Herr, was wollen Sie von mir?»

 

So spannend beginnt eine Aufführung des gegenwärtigen DDR-Theaters, über die Rainer Kerndl, selbst sozialistischer Stückeschreiber, im SED-Zentralorgan «Neues Deutschland» bemerkte: «In der Berliner Volksbühne hat Jürgen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2009
Rubrik: Jürgen Gosch 1943-2009, Seite 6
von

Vergriffen
Weitere Beiträge
Urnenasche

Der Sensenmann ist schon da. Sportiv schwingt er im Mainzer TiC sein Instrument, das mikrofonverstärkt zischt, während um ihn herum das Chaos regiert. Drei Frauen haben es angerichtet, die in ihrer Wohnhölle ein letztes Mal Familie zelebrieren, bevor das Haus verkauft ist und eine neureiche Russin einzieht. Die Mutter schwelgt in Fotoerinnerungen, die zwei Töchter...

Teheran 1386

… heißt das dokumentarische Theaterstück über junge Menschen in Teheran, das Claudius Lünstedt nach einem längerem Iranaufenthalt geschrieben hat und das dem nächsten Heft beiliegen wird. Das iranische Jahr 1386 enstpricht dem westlichen 2007/2008. Im selben Jahr entstand auch dieses Foto von den schiitischen Passionsspielen Ta’ziyeh, die alljährlich im Januar...

Marika links, Marika rechts

Im freundlichen Hotel, das das Krakauer Goethe-Institut den deutschen Journalisten und Theaterleuten zur Premiere von Andrzej Stasiuks Grenzland-Farce «Warten auf den Türken» reserviert hat, liegt eine praktische kleine Broschüre in englisch aus, «locally produced»: «Krakow in your pocket». Sie enthält unzählige Restauranttipps für die unzähligen Restaurants in der...