Best of Worst-of

Fabian Hinrichs in René Polleschs «Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!» an der Berliner Volksbühne

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Welch eine Verheißung: «Sie müssen das, was Sie lieben, nicht mehr selber machen.

Hier geht es» – denn was ist Gefühlsproduktion schließlich anderes als harte Wertschöpfungsmaloche – «um Arbeits­erleichterung!» An die Formulierung derart revolutionärer Utopien hat sich das Theater mindestens seit Brecht nicht mehr gewagt!

 

Im Ernst: René Polleschs «interpassive» Feierstunde, die unter theoretischer Patenschaft von Robert Pfaller bis Jean-Luc Nancy die Genuss-Delegation als ultimative Entlastungsmaßnahme empfiehlt und klebrige Empathie-Behauptungen mit sozialen Differenz-Alternativen auskontert, hat durchaus Streitbarkeitspotenzial. Darüber, ob die lustige Attacke gegen den «jahrzehntelangen Terror des interaktiven Theaters» über ein bloßes Best-of-Pollesch hinausgeht, ist auf der Premierenparty genauso viel debattiert worden wie über den Reibungsmehrwert, den der grandiose Allein-Antiunterhalter Fabian Hinrichs dem Pollesch-Sound mit seiner neuartigen Mixtur aus Märchenonkel- und Predigerton abgewinnt.

 

Aber abgesehen davon, dass sich Streitbarkeit angesichts des steigenden Wellness-Trends bald schon zum «bemerkenswerten» Alleinstellungsmerkmal per se mausern dürfte und zudem ...

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Theater heute Mai 2010
Rubrik: Theatertreffen: Was fehlt?, Seite 22
von Christine Wahl

Vergriffen
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