Basel: Drei Meilen hinter Weihnachten
Zwei Stücke hat Philipp Löhle bereits geschrieben, in denen er uns die normative Sozialisation eines Sohnes und einer Tochter vor Augen führte. In «Du (Normen)» und «Du (Norma)» war man Zeuge artspezifischer Lebensläufe und bis zur Kenntlichkeit entstellter Familienstrukturen. Um Familie geht es auch jetzt. Wir sehen: einen Vater, eine Mutter, den Sohn, die Tochter, einen drogenliberalen Hippieonkel. Da angeführt wird, es handele sich um ein «autobiografisches Stück», sollte man davon ausgehen, dass der Sohn im Mittelpunkt steht. So ist es dann auch.
Lange Zeit genießt der Filius die Annehmlichkeiten einer aufblühenden Wirtschaftswundergesellschaft: Häuschen, Pool, zweimal Urlaub, Skateboard. Dann stirbt die Oma und geht den finalen Weg unter Zuhilfenahme sterbenserleichternder Maßnahmen. Zu diesem Zeitpunkt ist Löhles Schlaraffia wie weiland bei Hans Sachs noch eine fette Wiese für faule Genießer, «drei Meilen hinter Weihnachten». Alles könnte so weitergehen, plötzlich aber hat der Sohn ein Erweckungserlebnis.
In einer Vollmondnacht fällt ein «schwarz gekleideter Mann mitsamt einem Teil der Wand ins Zimmer» und öffnet dem Filius die Augen. Der tumbe Sohn mutiert zum ...
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Theater heute Juli 2017
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Jürgen Berger
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