Barbaren in Zivil

Martin Kusejs erster Sommer als Regie führender Festspieldirektor mit Grillparzers «König Ottokar», Inszenierungen von Barbara Frey und Stephan Kimmig sowie dem Young Directors Project

Theater heute - Logo

Am spannendsten ist das Theater, wenn Text und Bild nicht zusammen zu passen scheinen. Was, zum Beispiel, hat es zu bedeuten, wenn in einer durch und durch sauberen Stadt wie Salzburg an jeder Ecke Plakate kleben, auf denen «Wir, die Barbaren» geschrieben steht? Noch verwirrender wird’s, wenn man das Kleingedruckte liest: Die Plakate werben für das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele.

Wer ist mit «wir» gemeint? Die wilden Schauspieler und Regisseure, die im Sommer in die Stadt einfallen? Die mörderischen Figuren, die sie auf der Bühne darstellen? Oder etwa doch wir Zuschauer? Wer sind die Barbaren?

Der nach dem vorzeitigen Abgang von Jürgen Flimm für zwei Jahre zum Schauspiel-Leiter der Salzburger Festspiele berufene Martin Kusej ist an die Programmierung des Festivals wie an eine seiner Inszenierungen herangegangen: mit Konzept. Er stellte nicht nur das vermutlich umfangreichste Schauspielprogramm der Festspielgeschichte zusammen – nicht weniger als neunzehn verschiedene Veranstaltungen standen auf dem Spielplan –, die einzelnen Aufführungen sollten auch im Zusammenhang Sinn ergeben. Als gemeinsamen Nenner hat Kusej sein Programm deshalb mit dem Motto «Wir, die Barbaren – ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Oktober 2005
Rubrik: Salzburger Festspiele, Seite 14
von Wolfgang Kralicek

Vergriffen
Weitere Beiträge
Vagabunden und Vogelfische

An einem bedeckten Sonntagvormittag im Juli auf dem Grazer Hauptplatz. Ein paar Wurstbuden und Cafés haben schon geöffnet, aber das kann nicht der Grund sein, warum sich eine ansehnliche Menschenmenge in Schwarmformation kreuz und quer über den Platz bewegt. Schaut man genauer hin, entdeckt man einen schmächtigen Mann mit Brille, Baskenmütze und blauem...

Uneingeschränkt geschenkkassettenfähig

Der Rhythmus stimmt in diesem Film. Der Sound auch und die Richtung sowieso: Existenzfragen und sozialer wie mentaler Überlebenskampf sind nun mal die Themen dieser Tage (keine Ironie!). Was Gorkis naturalistisches «Nachtasyl» natürlich nicht zum Nachbarschaftsdrama macht, und der Filmregisseur und Drehbuchautor Hardi Sturm, der den Stoff in deutsch-französischer...

Taubenschlag der Depression

Clifford Odets taucht in Schauspielführern nur als Fußnote auf, und sein größter persönlicher Erfolg war wahrscheinlich, dass er vom Femegericht McCarthys frei gesprochen wurde, obwohl er vor dem Zweiten Weltkrieg eindeutig Sympathisant der amerikanischen Kommunistischen Partei gewesen war. Zu dieser Zeit hatte er in New York eine Off-Bühne namens «Group Theatre»...