Liebe als System

Ulrike Syhas «Privatleben», uraufgeführt in Chemnitz

Theater heute - Logo

Großen romantischen Überschwang wird man Lutz und Karla nicht vorwerfen können. Außerdem reden sie nicht gerne über ihr Privatleben, weshalb man auch nie den Grund erfahren wird, warum Lutz keinen Führerschein mehr hat und auf einer Geschäftsreise in einem überfüllten ICE buchstäblich über Karla gestolpert ist. Die Diskretion geht so weit, dass es in Ulrike Syhas Stück eine ganze Weile dauert, bis man wenigstens ihre Namen erfährt. Normalerweise sind Lutz und Karla nur «Er» und «Sie».



Zu behaupten, dass die Liebe zwischen den beiden wie ein Blitz einschlüge, wäre auch übertrieben. Immerhin brauchen sie ein ganzes Stück und viele Umwege, um zu erkennen, dass vielleicht doch besser ein Paar aus ihnen würde. Dabei hat man als Zuschauer Gelegenheit, trotz der ausgeprägten Zurückhaltung der Protagonisten ein paar biographische Hinweise einzuholen. Karla, 37, lebt seit bald fünf Jahren in einer zunehmend illusionslosen Gewohnheitsaffäre mit ihrem verheirateten ehemaligen Doktorvater, besucht gelegentlich ihren immer skurriler werdenden Papa, während sich ihre Mutter zu einem gin- und sonnendurchtränkten Lebensabend nach Spanien abgeseilt hat. Lutz, unklaren Alters über 40, lebt als ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Dezember 2008
Rubrik: Akteure, Seite 34
von Franz Wille

Vergriffen
Weitere Beiträge
Im Café today

Wer zur Zeit und bis ins «Kulturhauptstadt»-Jahr 2010 hinein auf der A 40 von und nach Bochum fährt, gerät ins Stocken. Eine beidseitig kilometerlange Baustelle macht die verengte Spur zur Slalomstrecke, hier ein blockierter Abzweig, dort eine unplanmäßige Ausbuchtung, mal eine Sperrlinie, eine Hemmschwelle, eine wie aus dem Nichts auftauchende Kurve. Vielleicht...

Liebe TINA, es geht dir gut!

Früher war es einfach selbstverständlich, gegen den Kapitalismus zu sein. Was müssen das für Menschen sein, die allen Ernstes Spaß daran haben, Geld zu machen, dachte man. Das war so absurd, wie den FC Bayern München zu unterstützen. Ich erinnere mich noch, es war Ende der 90er, als ich mit ein paar Freunden in einem Berliner Café saß und eine Ausgabe der...

Aus dem Ohrensessel um die Welt

Er kann eigentlich ganz anders sein, und es scheint, als käme er auch gar nicht mehr so selten dazu. Gewiss, «die Angst des Schauspielers vor der Bühne», wie Michael Wittenborn sagt, ist weiterhin da. «Wenn ich nicht die Freiheit hätte, wegzulaufen, dann würde ich da nicht rausgehen.» Nichts größer als sein Wunsch, die abendliche Vorstellung möge, durch welche...