wiesbaden: thoss, kylián «magisches kaleidoskop»

Am Ende dieses Dreierprogramms kullert die leichte Muse herbei: Die Wiesbadener Tänzer geben sich in Kleidern und Kniebundhosen und ­mit staubenden Perücken der Musik ­Wolfgang Amadeus Mozarts hin, in «Sechs Tänze», Jiří Kyliáns Evergreen von 1986.

Hurtiges Tempo bei kleinstteiliger Präzision kennt man auch von Stephan Thoss.

Als nehme er sich die Partygesellschaft noch einmal vor, die er zu Beginn seines «Blaubarts» 2010 skizzierte, ein hysterisiertes Getanze, in dem sich ab und zu freudlose Zweierkisten klumpen, so lässt Thoss in seinem neuen Stück «La Chambre noire» die Tänzer schwirren. Aber diesmal im leeren Raum, vergrößert zur Galaxie. Sieben schwarz gekleidete Körper sind Materie. Sie erscheint, klumpt sich kurz an andere an, das kristalline Gebilde reißt auseinander, die Teile treibt es weiter. Das «schwarze Zimmer» soll laut Programmheft an die dunkle Materie im Weltraum und an Schwarze Löcher erinnern. Die «Visions fugitives» von 2007 boten auch schon Sternenhuschen auf, damals vor einer dunklen, überraschend löchrigen Wand. Viel freier inszeniert Thoss diesmal das All, das möglicherweise nur die Vorstellung eines Träumenden ist: Giuseppe Spota, der heftig mit diesem ...

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Tanz Januar 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 46
von Melanie Suchy

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