st. pölten: crystal pite «the tempest replica»
«Hell is empty!», faucht es aus der Ecke. «And all the devils are here.» In dieser kalkweißen Bühnenwelt geht das Böse um.
Nur: Wer oder was ist es? Die weiß maskierten Herren mit den Pappschwertern? Eric Beauchesne, der Mann mit dem Fünftagebart, der zu Beginn geduldig am Bühnenrand Pappschiffchen faltet? Oder Sandra Marin Garcia als Luftgeist Ariel, dessen schlanke Gestalt gelegentlich herein- und herausschwirrt? Das neue Stück der kanadischen Choreografin Crystal Pite?
Prospero ist hier nicht nur Zauberer, sondern auch Puppenspieler: Am liebsten lässt er seine Tochter Miranda nach seiner Pfeife tanzen und bringt ihr Bewegungsabläufe bei, um sich dann an den Bühnenrand zu kauern und seinem Werk zufrieden zuzuschauen, wie es versucht, wie fremdgesteuert auf eigenen Füßen zu stehen.
Diese ambivalente Figur zwischen manischem Schöpfer und Spieler, fürsorglichem Vater und begehrendem Geliebten kennt man bereits aus Crystal Pites Vorjahresstück «The You Show»: Da schraubte ein verrückter Erfinder eine – natürlich weibliche – Marionette zusammen und erweckte sie zum Leben. Auch sonst wagt und gewinnt die Chefin der erst 2010 am Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm angesiedelten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Januar 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 50
von Esther Boldt
Leere Plastikflaschen, wohin man sieht. Akkurat in Reihen aufgestellt, wie ein Soldatenheer, das auf Befehle wartet. In den Lücken versucht eine Tänzerin Schritte zu lancieren, mit Spitzenschuh und mit Hilfe ihres Partners, der sie immer wieder hochhebt, dreht und behutsam auf sicherem Terrain absetzt. Vorn am Bühnenrand räkelt sich eine elfenhafte Figur; sie trägt...
Dieser Mann ist ganz in Weiß gekleidet, mit schwarzer Farbe bekleckert und tanzt in einer schwarz bespritzten white box. Rachid Ouramdane heißt er, Tänzer, Choreograf und Model für das «Performance Painting #2» des bildenden Künstlers Nicolas Floc’h. Am Anfang steht noch ein makelloser Ouramdane im schneeweißen Raum. Dann tropft schwarze Farbe von der Decke auf...
berlin: tanztage
Alles glänzt? Bloß nicht. Der Putz bröckelt von der Decke – nach wie vor, aber ornamentaler als früher. Denn die von Sasha Waltz und Jochen Sandig gegründeten Sophiensaele wurden renoviert, ebenso die Leitung. Seit Herbst amtiert Franziska Werner. Peter Pleyer belebt nun das alte, neue Gemäuer mit der 21. Ausgabe der «Tanztage» – jenem...