Julian Weber «allongé»
In der Schifffahrt werden Gefahrenstellen durch Tonnen markiert. Ihre Formensprache geht auf den Bildhauer Constantin Brâncuși zurück. Der rumänische Künstler errichtete aus Dreiecken gewaltige Stelen und Säulen – wie Signaltonnen, deren Formen anzeigen, in welcher Richtung sich unter Wasser etwa ein Wrack befindet. Mit der Spitze aufeinander zeigende Dreiecke bedeuten Gefahr westlich der eigenen Position. Gefahr im Osten signalisieren Dreiecksspitzen, die voneinander weg, also in entgegengesetzte Richtung zeigen – eine Konstellation namens «allongé».
Im Ballett meint dieser Begriff, dass Beine und Arme so weit wie möglich voneinander weggestreckt werden. Hier wie da handelt es sich um simple Zeichen von hoher geometrischer Schönheit. Brâncuși, der zuletzt Anne Teresa De Keersmaeker im Brüsseler Museum Bozar anlässlich einer Werkschau de 1957 gestorbenen Bildhauers inspirierte (tanz 11/19), berührt nun stark auch die jüngste Arbeit des Berliner Choreografen Julian Weber. Weber ist ein Grenzgänger, eher ein Bindeglied zwischen bildender und tanzender Kunst, ein sehr präziser Arbeiter mit viel Respekt für die Wirkung von Bewegung.
Mit einem Allongé tritt die kalifornische ...
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Tanz Februar 2021
Rubrik: Kalender, Seite 30
von Arnd Wesemann
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