Frühlingsop(f)er

Wahrscheinlich ist man als Choreograf inzwischen völlig out, wenn man noch keinen «Sacre du printemps» gemacht hat. Es ist ein Ritual geworden, Strawinsky zu interpretieren. Auch in Monaco

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«Le sacre du printemps» fegt durch die choreografische Landschaft wie ein Schneeball, der zur Lawine anwächst. Von Lateinamerika bis Asien und Afrika begegnet man Choreografen, die erzählen, wie sie einst ein Video von Pina Bauschs «Frühlingsopfer» sahen und dann beschlossen, ihr Leben dem Tanz zu widmen. Einen ähnlich prägenden Einfluss hat sonst wohl nur Marcel Marceau bei den Mimen hinterlassen. Wer von Theater oder anderen Sparten zur inoffiziellen Bausch-Sekte wechselt und seinen «Sacre» wohl interpretiert hat, gehört bald zu den interessanteren Vertretern seiner Zunft.

Garantiert.

Aber wieso «Sacre»? Ist es der Hauch von Skandal, das Monströse, das Tier im Menschen? Vor einem Jahrhundert ging man noch auf die Kirmes, um sich zu vergewissern, dass das Mons-ter in der Bartfrau, der Negerin und im Missgebildeten schlummert. Heute leben sie im Fernsehen als Kannibalen, Amokläufer und drogenabhängige Stars. Periodisch werden Ängs-te vor den eigenen Abgründen kollektiv auf Behinderte, Einwanderer oder andere Minderheiten abgewälzt. Legt ein Künstler aber den Kunstfreunden nahe, das Monster doch in sich selbst zu suchen, kommt es zu aggressiven Reaktionen der Zuschauer, oder es ...

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Tanz Februar 2010
Rubrik: Produktionen, Seite 17
von Thomas Hahn

Vergriffen
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